| Taras Wozniak"Projekt Ukraine". Bilanz eines Jahrzehntes© T.Wozniak, 2000
         1. Voraussetzungen fÜr die Enstehung des Staates Ukraine 
         1.1. Die Krise und der Zusammenbruch der Sowjeunion
 Zweifellos waren die tiefe Krise der sowjetischen Gesellschaft und die Niederlage, 
  die die USA und ihre Verbündeten der UdSSR und ihrem Block im kalten oder, 
  wie man ihn auch nennt, dritten Weltkrieg zugefügt hatten, eine Voraussetzung 
  für die Enstehung eines neuen unabhängigen Staates unter dem Namen Ukraine. 
  Die Ursachen sind vielfältig  angefangen von einer uneffektiven Gesellschaftsorganisation 
  bis hin zum nicht mehr aufzuholenden technologischen Rückstand. All das führte 
  zu einer tiefen Erosion sogar der Überreste der kommunistischen Ideologie, zu 
  einem allgegenwärtigen Zynismus, der die gesamte Gesellschaft von der Spitze 
  bis zur Basis ergriff. 
 Der Zusammenbruch der UdSSR war unvermeidlich. Doch die Machteliten und das 
  Volk sahen sich mit dem Problem der weiteren Organisation der Gesellschaft bzw. 
  der Gesellschaften konfrontiert. Abgesehen davon stand die Parteinomenklatura 
  vor dem Problem des Machterhalts, der Wirtschaftkontrolle, der Transformation 
  von Regierungsformen unter gleichzeitiger Bewahrung des Status Quo. 
 Der sowjetischen Nomenklatura stellten sich folgende Fragen:
  Überwindung der Krise durch die Veränderung der sozialen Organisationsform 
  der Gesellschaft (ein revolutionäres Projekt)
  Überwindung der Krise durch weitgehende gesellschaftliche Veränderungen nach 
  dem Muster der Schockterapie oder durch allmählichen Wandel (Evolutionsprojekt)
  Überwindung der Krise in Gestalt eines Einheitsstaats mit einzelnen Regionen 
  nach dem chinesischen Muster zwei Systeme, ein Land (ein integratives Projekt), 
  oder in Gestalt voneinander unabhängiger Staaten und Territorien (ein desintegratives 
  Projekt).
 Die nicht sehr zahlreichen oppositionellen antisowjetischen Kräfte zerfielen 
  in zwei Lager: Die einen plädierten für eine maximale Demokratisierung der Gesellschaft 
  (nennen wir sie mit Vorbehalt Demokraten), die anderen kämpften für die nationale 
  Befreiung der sowjetischen Völker oder für deren nationale Identität, so im 
  Falle der Ukrainer und Russen (nennen wir sie mit Vorbehalt Nationalisten). 
  Ihre Ansichten hinsichtlich der zukünftigen politischen Ordnung allerdings deckten 
  das gesamte Spektrum von der Demokratie bis zum Totalitarismus ab. Die kommunistischen 
  Orthodoxen schließlich standen in Opposition zu jedweder planmäßiger Transformation, 
  waren aber zu jener Zeit frustriert und nicht darauf vorbereitet, den Veränderungen 
  effektiven Widerstand entgegenzusetzen. 
 Im folgenden skizziere ich die wichtigsten politischen Kräfte, denen es bewusst 
  war, dass Veränderungen dringend notwendig waren und die Wege zur Transformation 
  suchten. Michail Gorbatschow repräsentierte das Projekt einer evolutionären 
  gesellschaftlichen und politischen Transformation im Rahmen eines Staates (evolutionäres 
  integratives Projekt). Dagegen strebten die Führer der jeweiligen nationalen 
  Parteieliten, darunter auch Boris Jelzin und Leonid Krawtschuk, nach Macht und 
  Unabhängigkeit von der Zentrale und repräsentierten damit das Projekt einer 
  evolutionären (Krawtschuk) bzw. revolutionären gesellschaftlichen Transformation 
  (der frühe Jelzin) im Rahmen relativ oder vollständig unabhängiger Territorien, 
  deren Eigenständigkeit ihnen ermöglichen sollte, die Kontrolle über den Transformationsprozess 
  zu behalten (evolutionäre/revolutionäre Desintegrationsprojekte). 
 Die Demokraten versuchten, utopische Projekte einer Reformierung der UdSSR 
  (Sacharow) im Rahmen eines Einheitsstaats bzw. unter Ablehnung des Einheitsstaates 
  zu vertreten (evolutionäre/revolutionäre Integrations und Desintegrationsprojekte). 
  Sie legten den Akzent jedoch nicht auf das Desintegrationsproblem, sondern bestanden 
  vielmehr auf einer tiefgreifenden Demokratisierung der Gesellschaft. Auch der 
  wirtschaftlichen Transformation widmeten sie gewisse Aufmerksamkeit. Die Frage 
  der administrativen Transformation allerdings geriet völlig aus ihrem Blickfeld. 
  Daher rückten Demokratisierungsziel und Wirtschaftsreform ins Zentrum, während 
  die Frage der Machtergreifung und -erhaltung vernachlässigt wurde. Einige der 
  Oppositionellen zeicheten sich durch prinzipielle Ablehnung des Staates als 
  solchem aus und bereiteten so die Basis, sich selbst aus dem Prozess der politischen 
  Transformation zu eliminieren. Es hat sich aber herausgestellt, dass der alleinige 
  Kampf für Menschenrechte nicht ausreichte. Vielmehr war es wichtig, in einem 
  Transformationsprozess moderne Formen der Gesellschaftsordnung zu schaffen, 
  die sich in der neuen ukrainischen Staatlichkeit konstituieren sollten. Die 
  Nichtanerkennung dieser Tatsache hat dazu geführt, dass die Demokraten aus 
  dem politischen Prozess verschwunden sind.
  Die Nationalisten hingegen plädierten für ein Projekt der Desintegration 
  der UdSSR und zeigten kaum Interesse für andere Transformationsaspekte, so die 
  Demokratisierung oder die gesellschaftliche und wirtschaftliche Reorganisation 
  als Basis für den Aufbau einer effektiven Gesellschaft (evolutionäre/revolutionäre 
  Desintegrationsprojekte). Für sie waren diese Forderungen nicht aktuell, denn 
  sie galten entweder als bloßes Mittel zur Erlangung der nationalen Unabhängigkeit, 
  oder sie wurden schlicht ignoriert. Diese Borniertheit war ein Grund für die 
  Niederlage dieser Ausrichtung in der Folgezeit. Grundsätzlich gilt die Aufmerksamkeit 
  in ihren Projekten dem Problem der Machtergreifung, während sie sich mit der 
  Transformation der nationalen Gesellschaft zu einer modernen, politischen und 
  wirtschaftlich effektiven Gesellschaft nicht auseinandersetzen. Im Prinzip zielten 
  sie auf die Machtergreifung innerhalb der real existierenden Gesellschaft und 
  auf ein etatistisches Projekt. Da ihr einziges Ziel der Aufbau eines unabhängigen 
  ukrainischen Staates war  mit welchen Mitteln auch immer  verständigten sie 
  sich recht schnell mit der Nomenklatura und vermeinten, diese bekämpfen zu können, 
  indem sie nach deren Spielregeln und auf deren eigenen Feld spielten. Die kommunisischen 
  Orthodoxen wiederum hatten nichts besseres vorzuschlagen als einen Putsch, womit 
  sie den Zerfall der UdSSR und damit auch Gorbatschows Projekt der Evolution 
  im Rahmen eines einheitlichen Staates beschleunigten (konservatives integratives 
  Projekt). 
 Welche Projekte sind schließlich in der Ukraine zur Ausführung gekommen, und 
  in welchem Verhältnis standen sie zu anderen, die gleichzeitig existierten? 
 Offensichtlich haben sich in der Ukraine zwei Nomenklaturprojekte entwickelt 
   ein integratives und ein sehr gemäßigt-desintegratives Projekt. Möglich, dass 
  letzteres zunächst nicht als vollwertige Doktrin gedacht wurde, es entstand 
  aus der Situation heraus. Dagegen existierten die integrativen Nomenklaturprojekte 
  sowohl in einer evolutionären (offiziellen) als auch in einer kommunistischen 
  orthodoxen Ausprägung (in gewisser Absetzung vom offiziellen Projekt Gorbatschows). 
  Die Autoren dieser Projekte zeichneten sich dadurch aus, dass sie im Besitz 
  der realen, wenn auch geschwächten Macht waren. Sie waren also, wenn auch mit 
  gewissen Einschränkungen, in der Lage, ihre weitausgreifenden, das gesamte gesellschaftliche 
  und politische Leben der Ukraine umfassenden Vorhaben in die Tat umsetzen. Sie 
  verfügten über die Möglichkeiten und die administrativen Ressourcen, um sich 
  auf eine grundlegende Neuverteilung von Macht und Eigentum vorzubereiten, erste 
  Versuchsfelder des freien Unternehmertums auf der Basis verschiedenartiger Kooperativen 
  zu testen und rechtzeitig finanzielle und materielle Mittel dorthin umzuleiten. 
  Gleichzeitig blieben solche Formen nomenklaturagebundenen Wirtschaftens fest 
  an die Macht gekoppelt. Auf diese Weise wurden die Grundlagen für die Verwirklichung 
  der Projekte der postsowjetischen Nomenklatura gelegt. 
 Das konservativ-integrative Nomenklaturaprojekt hingegen scheiterte im Gefolge 
  des Augustputsches von 1991. Der ukrainischen Nomenklatura blieb daher nichts 
  anderes übrig, als das evolutionär-desintegrative Projekt in die Tat umzusetzen. 
  Ein wirklich revolutionäres Projekt im ökonomischen Bereich hat die ukrainische 
  Nomenklatura nie verfolgt, ungeachtet ihrer halbherzigen Erklärungen zu Wirtschaftsreformen, 
  denn ganz offensichtlich hat sie solche Reformen nicht nötig gehabt. Eine frühe 
  und konsequente Einführung der Martkwirtschaft hätte sie der Möglichkeit beraubt, 
  das Eigentum zum eigenen Nutzen umzuverteilen  so, wie sie es dann auch gemacht 
  hat. 
  Demokraten im reinen Wortsinne gab es in der Ukraine nur ganz vereinzelt. 
  In der ersten Etappe der Transformation wurden sie von den ungleich zahlreicheren 
  Nationalisten in den Schatten gestellt. Die Nationalisten dominierten eine 
  kurze Zeit unmittelbar nach dem Augustputsch. Ihr desintegratives Projekt fiel 
  zeitweise mit dem desintegrativen Projekt der Nomenklatura zusammen, die sich 
  rechtzeitig umorientiert hatte. Dagegen verfügten sie über keine administrativen 
  Ressourcen und maßen der Schaffung einer ökonomischen Basis für die politische 
  Macht durch Umverteilung von Eigentum und Geldmitteln sowie durch die aktive 
  Einführung neuer Wirtschaftsformen nur wenig Bedeutung bei  selbst in den wenigen 
  Bezirken, in denen sie die Wahlen gewonnen hatten. Die Nationalisten beeilten 
  sich, eine stillschweigende Übereinkunft mit der Nomenklatura abzuschließen, 
  um einen Staat mit dem Namen Ukraine zu schaffen, ohne sich aber in diesem 
  Staat reale Rollen zu sichern, die auf wirtschaftlicher und politischer Basis 
  gründeten. Auf diese Weise traten sie das Sakrament der Unabhängigkeit an 
  die noch kurz zuvor imperiale und offen antiukrainische Nomenklatura ab. Dieser 
  gelang es schon bald darauf, die Idee der Unabhängigkeit zu usurpieren, die 
  politische Spannung innerhalb der Gesellschaft aufzufangen und gleichzeitig 
  die Misserfolge ihrer permanenten zehnjährigen Regierungszeit in der unabhängigen 
  Ukraine den Demokraten und Nationalisten in die Schuhe zu schieben, wodurch 
  letztere von der politischen Szene und von der großen Umverteilung des Eigentums 
  und der Macht praktisch völlig ausgeschlossen wurden. 
         1.2 Die Basis für den Aufbau des Staates Ukraine 
           
         Eine der Voraussetzungen für den erfolgreichen Aufbau eines Staates ist die 
  Selbstgewahrwerdung einer Gruppe von Menschen als Ganzheit. Dieses Einheitsgefühl 
  kann auf verschiedene Weise entstehen, aber in jedem Falle braucht dieser Prozess 
  Zeit. Nicht immer muss die ethnische Einheit als konsolidierendes Element auftreten, 
  obwohl natürlich das Konstrukt der Einheit mit der Zeit durch natürliche Assimilationsprozesse 
  zur Bildung eines neuen oder erneuerten Ethnos führen kann. Auch die primitive 
  Unterdrückung eines Ethnos durch den anderen sowie die zwangsweise oder freiwillige 
  Assimilierung können dabei eine Rolle spielen.
  Wie war die Situation in der Ukraine? Der Erreichung der Unabhängigkeit ging 
  aufgrund der krassen ideologischen Beschränkungen in der UdSSR kein langer Prozess 
  voraus, der das Gefühl einer konsolidierenden Einheit hätte hervorbringen können. 
  Mehr noch, die sowjetische Propaganda führte sogar innerhalb des ukrainischen 
  Ethnos eine Spaltung herbei, ganz zu schweigen vom Rest der Bevölkerung der 
  Ukrainischen SSR. Im gesellschaftlichen Bewusstsein entwickelten sich Image-Konstrukte 
  wie Westler, Bandera-Leute (Anspielung auf eine Fraktion der in den dreißiger 
  und vierziger Jahren vor allem auf dem Territorium der Westukraine aktiven Organisation 
  Ukrainischer Nationalisten (OUN) unter Stepan Bandera, die nach der Wiedereroberung 
  der Ukraine durch die sowjetische Armee als Partisanen gegen diese kämpfte; 
  als Pejorativum für Westukrainer, Galizier in der Ostukraine verbreitet, 
  Anm. d. Übersin), Ostler, Chochly (Eigentlich: Zopf, Anspielung auf die 
  Haartracht der ukrainischen Kosaken im 16./17. Jh.; im Russischen pejorative 
  Bezeichnung für Ukrainer; von Westukrainern auch als Pejorativum für russifizierte 
  und nicht genügend nationalbewusste (Ost-)Ukrainer benutzt, Anm. d. Übersetzerin), 
  Moskowiter. Offen und verdeckt wurde den Menschen zudem von Staats wegen eine 
  Intoleranz gegenüber Krimtataren und Juden aufgezwungen. Tatsache ist, dass 
  es am Vorabend der Unabhängigkeit keine vollständig formierte Einheit gab, die 
  man wenigstens unter Vorbehalt als ukrainische politische Nation hätte bezeichnen 
  können. Im Grunde war die Bevölkerung der Ukraine lediglich durch das gemeinsame 
  Territorium verbunden, während ansonsten unterschiedliche Mentalitäten sowie 
  die Zugehörigkeit zu verschiedenen politischen Konstrukten und kulturellen Welten 
  erhalten blieb. 
  Einzig verbleibendes Konsolidierungselement, abgesehen vom territorialen, 
  war die Illusion eines schnellen Auswegs aus Stagnation und Krise durch Abtrennung 
  von der darniederliegenden UdSSR. Aber die Zukunft der neuen staatlichen Einheit 
  wurde von den verschiedenen Bevölkerungsgruppen unterschiedlich gesehen, trotz 
  der einheitlichen Bezeichnung unabhängige Ukraine. So erklärt sich auch die 
  große Illusion, die das Referendum über die Unabhängigkeit im Dezember 1991 
  hervorgebracht hat  dass nämlich alle für das Gleiche gestimmt hätten. Rein 
  formal gesehen trifft dies natürlich zu  den Tatsachen nach tut es das nicht. 
  Das erkannte auch die postkommunistische Nomenklatura, die sich blitzschnell 
  umorientierte und das Referendum entsprechend durchführte: gestützt durch Massenpropaganda, 
  die in jeder Region unterschiedlich war und jedem das versprach, was er hören 
  wollte. Das gewünschte Resultat wurde erreicht, aber eine politische Nation 
  enstand auch auf diese Weise nicht. In jener Zeit wurden die Grundlagen für 
  die Wahlmanipulationen geschaffen, die ihren Höhepunkt beim Referendum über 
  die Verfassungsänderungen im Jahr 2000 erreicht haben. Eine ähnliche Technik 
  der Anwendung doppelter und dreifacher Maßstäbe wurde bei allen Präsidentenwahlen 
  angewendet, was die faktische Heterogenität der Bevölkerung weiter zementierte, 
  zu keinem Konsens oder Kompromiss bei der Beantwortung der Frage nach der Nationsbildung 
  führte und lediglich der Lösung tagespolitischer Aufgaben diente. So hat sich 
  die Heterogenität in der unabhängigen Ukraine nicht nur zum Faktum verfestigt, 
  sie ist sogar noch größer geworden. Etliche Regionen äußern praktisch keinen 
  Willen zur Annäherung oder auch nur ein gegenseitiges Interesse. Das betrifft 
  sowohl die kulturelle, als auch die wirtschaftliche Dimension. Infolge der wirtschaftlichen 
  Krise und aufgrund fehlender Ansätze für eine Strukturbildung durch ein System 
  [steuerlicher] Begünstigungen kann sich ein einheitlicher wirtschaftlicher Organismus 
  nicht bilden. Schließlich haben die regionalen Nomenklaturen gleich in der ersten 
  Etappe gegen eine Einmischung des Zentrums bei der Umverteilung des Eigentums 
  in den jeweiligen Regionen Widerstand geleistet.
 Die westliche Ukraine hat die tiefgreifende und schon nicht mehr rückgängig 
  zu machende Russifizierung des Südens und Ostens nie angenommen. Darüber ist 
  nie eine öffentliche Diskussion geführt worden; die Gesellschaft hat diesen 
  realen Stand der Dinge nicht reflektiert. Und nicht nur das  sie hat auch keine 
  gemeinsame, für alle Schichten (oder zumindest für eine Mehrheit) akzeptable 
  Strategie ausgearbeitet, was man denn mit der nun einmal erklärten Unabhängigkeit 
  und der durch diese implizierten politischen Einheit und Einheitlichkeit anfangen 
  soll.
 Es bleibt unklar, worauf diese Einheit basieren soll. Auf dem gemeinsamen Schicksal? 
  Oder auf dem wirtschaftlichen Interesse? Existiert denn überhaupt ein gemeinsames 
  wirtschaftliches ukrainisches Interesse? Auf Konsensformen irgendeiner Art? 
  Es existieren nicht einmal die Mechanismen einer allgemeinnationalen Diskussion, 
  die einen solchen Konsens erst erbringen könnte. Die ukrainische Gesellschaft 
  bleibt gespalten. Auf der Sprache? Aber auf welcher  auf der Sprache der Mehrheit? 
  Dem offiziellen Kiev ist immer noch nicht bewußt geworden, welche Rolle die 
  ukrainische Sprache als Konsolidierungselement spielen könnte, und es betrachtet 
  sie weiterhin formal und distanziert, ganz zu schweigen von der fast ausschließlich 
  russischsprachigen  oder vielmehr sowjetischsprachigen  Kiewer Spießbürgerschaft. 
  Für Kiew gilt nicht die These des russischen Politologen Sergij Tschernyschow, 
  derzufolge Russland vor allem durch die russische Sprache konstituiert wird, 
  nicht durch das Territorium, die polyethnische, polykulturelle Bevölkerung, 
  und schon gar nicht durch die eine oder andere administrative Struktur. Dagegen 
  ist für die Regierung des Gosudarstwo Ukraina (russ. für Staat Ukraine, 
  d. Übers.) nur die These aktuell, dass Staat gleich Verwaltung sei.
 Gleichzeitig kann sich eine solch heterogene Bevölkerung, die über keinen gemeinsamen 
  Sprach und Informationsraum verfügt, nicht mit diesem Staat identifizieren. 
  Dazu trägt sowohl die sprachliche Teilung des Landes in russischsprachige/surshyksprachige 
  (surzhyk=Makkaronisprache, pejorativ familiärer Ausdruck für die vor allem 
  in Kiew und der Ostukraine gesprochene Umgangssprache, die ukrainische und russische 
  Elemente (je nach Person und Region in wechselnden Anteilen) kombiniert, Anm. 
  d. Übersetzerin) und ukrainischsprachige/surzhyksprachige Bevölkerungsgruppen 
  bei als auch die Dominanz der russischen Massenmedien: Die meisten ukrainischen 
  Bürger leben in Wirklichkeit in einem russischen Medien und Informationsraum, 
  beschäftigen sich mit den Problemen des russischen Staates und sind eigentlich, 
  was den Informationsgrad betrifft, mehr Russen als Ukrainer. Längere Zeit 
  nahm der überwiegende Teil der Gesellschaft den existierenden Stand der ukrainischen 
  Unabhängigkeit noch nicht einmal formal zur Kenntnis (denn dazu gehören bestimmte 
  Verpflichtungen und Einschränkungen), oder aber diese wurde als ein instabiler 
  Übergangszustand bzw. als Imitation einer Unabhängigkeit rezipiert oder sogar 
  mit eindeutiger Feindseligkeit abgelehnt. Das Staats-Projekt ist für den überwiegenden 
  Teil der Bevölkerung nicht von Bedeutung. Mehr noch  weder die Administration, 
  noch die Gesellschaft haben ein von der Mehrheit akzeptiertes Projekt Ukraine 
  entworfen: Es fehlt ganz einfach. Man kann von einem gewissen Mangel an staatlichem 
  Instinkt sprechen, wenn so eine Terminologie für die Mehrheit der ukrainischen 
  Bevölkerung zulässig ist. 
 Deshalb ist es sehr wichtig, zur Formierung irgendeiner gemeinsamen Basis in 
  der Ukraine Mechanismen einer Zivilgesellschaft zu schaffen. Es sollte eine 
  Gesellschaft sein, die den realen Zustand zur Kenntnis nimmt, an Zukunftsvisionen 
  arbeitet, ihre Diskussionen artikulieren kann, reale politische und öffentliche 
  Mechanismen besitzt, um den von ihr ausgearbeiteten Konsens mit Leben zu erfüllen. 
  Leider sinkt das Aufbautempo der ukrainischen Bürgergesellschaft, wenn es nicht 
  schon überhaupt stagniert. Es hat eine wesentliche Gewichtsverlagerung in Richtung 
  eines oligarchischen Verwaltungsmodells gegeben, in dem ein Machtzweig dominiert, 
  der in der Institution des Präsi- dentenamtes verkörpert ist. 
  Als eine Basis für den Aufbau des Staates könnte zweifellos die Wirtschaft 
  dienen. Von der UdSSR erbte die Ukraine keinen einheitlichen Mechanismus, oder 
  eine Wirtschaft, die effektiv mit anderen wirtschaftlichen Systemen kooperierte. 
  Der wirtschaftliche Kollaps in den postsowjetischen Ländern, der Zusammenbruch 
  der Kooperation mit den ehemaligen Ländern des Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe, 
  die beabsichtigte, aber nicht realisierte Konversion der Militärindustrie haben 
  die ukrainische Wirtschaft fragmentiert. Die ukrainische Wirtschaft funktioniert 
  nicht. Der Grund ist nicht nur, daß ihre Produkte nicht gebraucht werden und 
  nicht konkurrenzfähig sind, sondern auch, dass in der Ukraine nur Bruchstücke 
  früher einheitlicher technologischer Kreisläufe verblieben sind. Diese in den 
  Grenzen der Ukraine vollständig wieder herzustellen, gelang ebenfalls nicht. 
  Parallell läuft in den letzten Jahren der Prozess der faktischen Deindustrialisierung 
  des Landes weiter. Die Weltwirtschaft befindet sich in einem Übergangsprozess 
  zur postindustriellen Phase und entwickelt eine Informationswirtschaft und -gesellschaft. 
  Rohstoff und Schwerindustrie, die in der Ukraine dominierten, haben kein Exportpotential. 
  Die hochentwickelten Industriezweige, die auf die Produktion von Waffen, Frachtflugzeugen 
  und auf die Weltraumtechnik ausgerichtet sind, sind mit verschiedenartigen Export 
  und Importbeschränkungen und anderen politischen Prioritäten konfrontiert. Man 
  bekommt den Eindruck, dass die strategischen Partner der Ukraine in Wirklichkeit 
  nicht an der Erneuerung ihrer hochentwickelten Technologien interessiert sind, 
  sowohl aus strategischen (Gefahr des militärischen Potentials, das der Gegner 
  verwenden könnte), als auch aus Konkurrenzgründen (ein ernster Konkurrent auf 
  dem Weltmarkt der Waren und der Arbeitskraft). 
  Dagegen könnte der geopolitische Übergangscharakter der Ukraine eine gute 
  Basis für den Aufbau der Wirtschaft eines effektiven Staates werden. Wenn sich 
  die Ukraine im militärischen Sinne praktisch zwischen zwei einander gegenüberstehenden 
  Gruppen in Zentral und Osteuropa befindet, nämlich zwischen NATO und Taschkentvertrag 
  (eine Gefahrenquelle), so liegt sie im wirtschaftlichen Sinne zwischen der EU 
  und Russland mit seinen Satelliten  riesigen Märkten, Industrie und Rohstoffbasen. 
  Durch das ukrainische Territorium verlaufen (oder werden in Zukunft verlaufen) 
  die wichtigsten Verkehrs und Warenströme zwischen West und Ost (EU-Russland-Mittelasien-Ferner 
  Osten) sowie Nord und Süd (EU-Kaukasus-Mittelasien). Eine potentielle Möglichkeit 
  bieten die Projekte, die mit dem Erdöl und Erdgastransport vom kaspischen Raum, 
  von Nordeuropa und aus dem Fernen Osten verbunden sind. Die beiden Großregionen 
  sind an der Ukraine interessiert: wenn nicht an ihrer Kontrolle, so zumindest 
  an einer Beteiligung an diesem europäischen Verkehrsknotenpunkt, der in bezug 
  auf die geopolitische Transportbedeutung die größten Perspektiven in Europa 
  hat. Nach den Einschätzungen des britischen Rendall-Instituts hat die Ukraine 
  das höchste Transport-Transit-Rating in Europa  3,11 Punkte. Im benachbarten 
  Polen betragt diese Kennziffer 2,72 Punkte. Die Kennziffern geben Auskunft über 
  die Entwicklung der Tranportsysteme und -netze, ihr Niveau und den Zustand der 
  Infrastruktur.
 1.3. Die Oppositionskräfte
 Die Struktur der Oppositionskräfte ist ein Faktor, der die Bildung einer modernen 
  ukrainischen Gesellschaft und des Projektes Ukraine beeinflusst. Diese Struktur 
  ist nicht nur ein System der Oppositionen, sondern sie widerspiegelt auch die 
  zukünftige eventuelle Neuverteilung der Macht oder Brüche in der Gesellschaft 
  und im Staat. Die Neuverteilung der Macht im Zentrum oder Regionen erfolgt, 
  wenn die Forderungen eines Teiles der Gesellschaft oder einer politischen Strömung 
  nicht erfüllt werden. Falls sich aber die Unzufriedenheit in den geographischen 
  Regionen lokalisiert, könnte dies zu regionalen Autonomie oder sogar Separationstendenzen 
  führen. Momentan findet in der Ukraine der Prozeß einer maximalen Machtkonzentration 
  statt. Die staatliche Administration mit dem Präsidenten an der Spitze hat aus 
  der vorherigen Periode der faktischen Doppelmacht (Präsident gegen Parlament) 
  ihre Konsequenzen gezogen. Die Justiz hat sich leider nach wie vor von der Bevormundung 
  durch die Staatsmacht nicht befreit und sich nicht zu einem selbstständigen 
  Zweig dieser Macht entwickelt. Nachdem im Winter 2000 in der Werchowna Rada 
  eine parlamentarische Mehrheit entstand, wurde damit auch die kommunistische 
  Opposition erstickt. Es scheint aber, dass damit gleich jegliche Opposition 
  überhaupt abgeschafft wurde. Die Präsidentenadministration festigte ihre Position 
  und es besteht die Gefahr, dass sie dadurch nicht nur ihrem Image bei den westlichen 
  Partnern schadet, sondern auch die Vorausetzung für ihre eigene Unstabilität 
  schafft, denn sie repräsentiert nicht das ganze Spektrum der regionalen Eliten. 
  Sie repräsentiert haupsächlich die alt-neue Kiever Bürokratie, die Dnipropetrowsker 
  Gruppe] sowie einige Vertreter loyaler regionaler Eliten. Aber damit nicht genug: 
  Sie kontrolliert darüber hinaus die Bildung von Macht und Wirtschaftseliten 
  in den Regionen, die in der Administration nicht vertreten sind. Das System 
  der Großkapitalbildung in den Regionen selbst schließt praktisch jede Möglichkeit 
  einer Unabhängigkeit von der Zentralmacht aus. Einerseits versuchen die Oligarchen 
  im Zentrum und in den Regionen an die Macht zu kommen, andererseits aber könnten 
  sie ohne Erlaubnis und gute Beziehungen zur Macht gar nicht existieren. 
 Diese vollständige Abhängigkeit von Kiev steht natürlich im Spannungsverhältnis 
  zu den Interessen der regionalen Eliten, die aus den regionalen Nomenklaturen 
  hervorgegangen sind. Von Zeit zu Zeit sieht sich der Präsident gezwungen, den 
  lokalen Nomenklaturseparatismus zu zügeln und seine Statthalter in die Regionen 
  zu schicken. Gegenwärtig ist dieser Prozess praktisch abgeschlossen. Dazu gehörte 
  eine Reform der Gesetzgebung  die Institution der Vorsitzenden der Staatlichen 
  Administrationen [Art Statthalter des Präsidenten, d. Übers.] wurde mit einer 
  verfassungsmäßigen Grundlage ausgestattet  und eine zielorientierte Personalpolitik. 
  Ergebnis war eine straff organisierte exekutive Vertikale vom Präsidentenamt 
  bis hinunter in die politischen Bezirke. Auf diese Weise bildete sich in der 
  Ukraine eine oligarchische Regierungsform, die die Bildung einer Bürgergesellschaft 
  hemmt und die ukrainische Wirtschaft jeder Perspektive auf eine effektive Reform 
  beraubt. Die Oligarchen verschiedener Niveaus blockieren den zivilisierten Eintritt 
  der ukrainischen Wirtschaft in den Weltmarkt. 
 Eine unzweifelhafte Opposition zur existierenden Machtstruktur bilden die Dissidenten 
  der sowjetischen Zeit, die nach einem mehrjährigen Flirt mit der Macht zur Zeit 
  praktisch unbedeutend sind. Das betrifft sowohl die Patrioten als auch die 
  Demokraten. Im neuen Staat ist für sie kein Platz; ihre Schuldigkeit haben 
  sie nach Meinung der postsowjetischen Nomenklatur schon getan. Der Flirt der 
  Ära Krawtschuk ist zu Ende. Die Nomenklatur hat ihren Transformationsprozess 
  erfolgreich absolviert und braucht keine Deckung mehr.
  Ueber ein offensichliches oppositionelles Potenzial verfügt die Westukraine. 
  Momentan haben Verzweiflung und Frustration der Bevölkerung dieser Unzufriedenheit 
  nicht die Möglickeit gegeben, konkrete Formen anzunehmen. Aber die Unzufriedenheit 
  exisitiert und nimmt zu. Zur Milderung der Spannung gelang es der Administration 
  über längere Zeit, hyperpatriotische Stimmungen zu bedienen und so die Illusion 
  zu schaffen, dass der neugebildete politische Organismus eine Verkörperung eben 
  jener ukrainischen Staatsidee sei, die die Westukraine in den vergangenen hundert 
  Jahren bewahrt hat. Nun aber wird es immer offensichtlicher, dass dies nicht 
  zutrifft und daß die Rolle dieser Region nicht nur unbedeutend ist, sondern 
  darüber hinaus im ukrainischen Staat künstlich vermindert wird. Auch in anderen 
  Regionen finden ähnliche Prozeße statt. Eine Unzufriedenheit, die durch Frustration 
  und administrative Maßnahmen unterdrückt wird, dominiert auf der Krim und in 
  Odessa. Ein zweifelloses oppositionelles Potenzial besitzen auch überwiegend 
  russisch/surzhyksprachige Regionen sowie ethnische Enklaven  tatarische, ungarische, 
  rumänische. 
 2. Die gestohlene Ukraine 
 Somit ist die ukrainische Unabhängigkeit ein gemeinsames Kind der postsowjetischen 
  kommunistischen Nomenklatur, die zuerst heimlich, dann immer lauter ihren ausschließlichen 
  Anspruch auf die Region Ukraine zum Ausdruck brachte, und der konservativen 
  oder traditionellen ukrainischen Patrioten. 
 Zu einer Banalität der Zeit der Unabhängigkeit wurde der Verweis auf den Referendum 
  über Unabhängigkeit und seine Ergebnisse. Wenn wir hier einmal von den Methoden 
  der Stimmenauszählung absehen, die in den meisten Wahlkreisen unverändert geblieben 
  sind, sollten wir überlegen, wofür tatsächlich abgestimmt worden ist. Fast alle 
  haben abgestimmt  aber, wie es oft bei Revolutionen passiert, nicht dafür, 
  was sie eigentlich wollten und dafür, was sie schließlich bekamen. 
  Die einen haben traditionell für hyperpopulistische Slogans nach dem Muster 
  Nomenklatura weg vom Futtertrog gestimmt, ohne ein positives Projekt damit 
  zu verbinden, außer einer ScharikowIdeologie (Anspielung auf eine Figur aus 
  dem Roman Hundeherz von Michail Bulgakow, Anm. d. Übers), die eigentlich ganz 
  einfach folgendes bedeutete: Alles verteilen. Es war noch einmal ein Versuch, 
  das Paradies auf Erden zu realisieren, nun aber nicht mehr im Rahmen des mißlungenen 
  Projekts UdSSR, sondern bescheidener im Rahmen des Territoriums Ukraine. Die 
  anderen haben für dasselbe gestimmt, nur in der archaischeren oder konservativeren 
  Form eines Paradieses in einem Land unter dem Titel Ukraine, wo sofort, laut 
  den Prognosen der Deutschen Bank, blühende Landschaften entstehen sollten. In 
  diesem Falle stimmte man für eine weitere Utopie, in der Überzeugung, dass man 
  nicht mit Schweiß und Blut, sondern mit einer einfachen Abstimmung das Paradies 
  erreichen könne. In der Ukraine jedoch entstand keine moderne vorgestellte 
  Gemeinschaft (Benedict Anderson), wie vorgestellt sie auch sein mag. Die 
  unterschiedlichen Gruppen und Regionen haben sich nicht anhand einer einheitlichen 
  Konzeption, die für alle akzeptabel wäre, konsolidiert. 
 3. Gosudarstwo Ukraina 
 Die Nomenklatura übernahm die nationalen Parolen der patriotischen oder demokratischen 
  Kräfte und sicherte sich so die Macht in der Ukraine, was ihr eine gewisse Atempause 
  verschaffte. Das gab ihr Zeit, um Kräfte und Kapital umzugruppieren und die 
  Kontrolle über vorher staatliches Eigentum zu erlangen, was sehr treffend als 
  Prichwatisazija (von russ. Priwatizazija = Privatisierung und russ. prichwatitj 
  = sich aneignen, d. Übers.) bezeichnet wurde. Sie beherrscht die gesamte Wirtschaft. 
  Ein Teil der alten Kader ist in der Staatsverwaltung verblieben, aber nicht 
  wenige sind ins bisnes, das neue Unternehmertum, gewechselt. Es macht jedoch 
  keinen Sinn, hier großartig zu unterscheiden: praktisch bildet diese Gruppe 
  nach wie vor ein Ganzes. Als Bindeglied tritt hier die Staatsverwaltung auf, 
  die alles kontrolliert, was im angeblich privatisierten Wirtschaftssektor passiert. 
 In einer Reihe vorwiegend westukrainischer Verwaltungsbezirke ist es dagegen 
  für eine kurze Zeit gelungen, als Übergangsformen schwachentwickelte demokratische 
  Regierungen zu konstituieren, deren Verwaltungspraxis allerdings eher einer 
  Abwesenheit jedweder Macht nahekam. Sie wurden von den ukrainischen konservativen 
  Patrioten getragen. In den ersten Jahren der Unabhängigkeit mischte sich Kiew 
  nicht maßgeblich in regionale Angelegenheiten ein. In jener Zeit tobte der Hauptkampf 
  um die Hauptstadt und damit um den gesamten Staat. Im Gefolge der dann vollzogenen 
  Umstrukturierung der Machtverhältnisse, der Akkumulation großer Kapitalmittel 
  und der Marginalisierung regionaler Eliten verloren schließlich auch die ukrainischen 
  konservativen Patrioten in der Westukraine ihre Macht. Momentan kontrolliert 
  Kiew praktisch die gesamte politische Machtausübung. Das kann man natürlich 
  auch als gewisse Errungenschaft bezeichnen, denn es wäre wesentlich schlimmer, 
  wenn die Regierung die Situation überhaupt nicht unter Kontrolle hätte, wie 
  es in Albanien der Fall war, und damit Staat und Gesellschaft als solche endgültig 
  zerstört würden. Allerdings besteht die wirkliche Frage darin, welches Maß an 
  Vollmachten das Zentrum haben sollte und welches die Regionen  und ob nicht 
  die volle Usurpierung der Machtausübung durch einen einzigen Zweig, nämlich 
  die Präsidialverwaltung, zum Autoritarismus führen wird. Schließlich ist zu 
  fragen, ob dies nicht im Endeffekt auch dem Staat als Ganzem schaden wird und 
  ob die extreme Zentralisierung nicht gerade zur Stärkung von regionalistischen 
  und separatistischen Stimmungen in den Regionen führt. 
 Das Problem liegt nicht nur in Kiew. Die Hauptstadt handelt methodisch und 
  pragmatisch, wenn auch ausschließlich zum eigenen Nutzen. Die National-Patrioten 
  konnten die Macht nicht halten. Seit der Enstehung des Staates herrschte ein 
  verdeckter Krieg zwischen patriotischen und demokratischen Ex-Dissidenten, zwei 
  Flügeln einer einst einheitlichen politischen Bewegung. Die vermeintlich dringlichste 
  Aufgabe  die Erhaltung der Staatlichkeit in welcher Form auch immer  rechtfertigte 
  die Verdrängung des demokratischen Flügels, der sich durch Betonung von Menschenrechten 
  und demokratischen Werten auszeichnete, von der politischen Szene. Die National-Patrioten 
  waren bereit, nicht nur die Demokratie zu opfern, sondern auch mit der Nomenklatura 
  zu kollaborieren. Das führte zu ihrer vollständigen Degenerierung und schließlich 
  auch zu ihrer Entfernung aus der Macht, bei deren Ausübung sie aber allenfalls 
  eine dekorative Funktion erfüllt hatten. 
  Zu einer üblichen Erscheinung des postsowjetischen Raumes ist die Kriminalisierung 
  fast aller Lebensbereiche, insbesondere der materiellen Sphäre, geworden. Sie 
  ist ein gemeinsames Produkt der Nomenklatura, die ehemals staatliches Eigentums 
  unkontrolliert umverteilte, und der gewöhnlichen Kriminellen, die von der 
  Nomenklatura instrumentalisiert wurden, aber auch ihre eigenen Ansprüche auf 
  einen Anteil am verteilten Gut anmeldeten. Auch die Verarmung breiter Bevölkerungsschichten, 
  die nichts vom Kuchen abbekamen, hat zu dieser Entwicklung beigetragen. Mit 
  der Anteilsschein-Privatisierung kaufte sich die Nomenklatura beim Volk frei 
  und entzog ihm gleichzeitig auch die formellen Belege, um seinen Anteil bei 
  der Verteilung des Volkseigentums einzufordern. So wurde die verarmte Bevölkerung 
  zum Rekrutierungsfeld der kriminellen Welt, und immer größere Teile der Gesellschaft 
  gleiten in die geschlossenen Kreisläufe dieser Sphäre ab. 
  Die nachlassende Kontrolle über staatliches Eigentum, insbesondere in den 
  traditionell gewinnbringenden Bereichen, führte im gesamten postsowjetischen 
  Raum zur massenhaften Aneignung von Staatseigentum. Im Ergebnis enstand in der 
  Ukraine eine Situation, in der sich ca. 20 Familien (Oligarchen-Clans) vier 
  Fünftel des vorherigen Volkseigentums angeeignet haben, während dem Rest der 
  Bevölkerung beim Kampf ums physische Überleben ein Fünftel übriggelassen wurde. 
  Und es gibt keine Garantien, dass nicht auch dieses Eigentum zugunsten der zwei 
  Dutzend Clans verteilt wird. Nun wäre es ein Fehler zu behaupten, dass die Anteilsscheinprivatisierung 
  sich [für die Initiatoren] nicht gelohnt hätte und nicht das beabsichtigte Resultat 
  erbrachte. Ganz im Gegenteil: Sie hat jegliches Interesse der angeblich zu Eigentümern 
  gemachten Ukrainer an solchen Prozessen zuverlässig abgetötet. Der Großteil 
  der Bevölkerung hat seine Anteilszertifikate zu einem Spottpreis verschenkt. 
  Man hat sich vom Volk losgekauft und ihm dafür nichts gegeben, und nun kommt 
  die Zeit, auch das zu verteilen, was noch nicht verteilt worden ist, vor allem 
  solch attraktive Wirtschaftszweige wie die Energiewirtschaft. 
 Im Trubel dieses großangelegten Nomenklatura-Diebstahls wurden ganze Industriezweige 
  der Ukraine zerstört oder zum Spottpreis verschachert. Was war die Aufteilung 
  und die Verrechnung des Besitzes der Schwarzmeer-Handelsflotte gegen geringfügige 
  Schulden, praktisch ihre Vernichtung, wert? Ganze Hochtechnologie und Militärindustriebranchen 
  existieren nicht mehr. Faktisch hat dies zu einer Deindustrialisierung des Landes 
  geführt. Unmittelbar damit verbunden ist die Deintellektualisierung der Ukraine. 
  Da ein Großteil der Industrie stillgelegt wurde und nach zehn Jahren Ausplünderung 
  und moralischer wie physischer Vernichtung keine Erneuerung gewärtigen kann, 
  haben Ingenieure und Techniker ihre Qualifikation verloren oder sich umqualiziert: 
  sie arbeiten nun als Kleinhändler auf den allgegenwärtigen Basaren. Dasselbe 
  kann man von der Wissenschaft sagen, die weder Finanzierung noch Forschungsaufträge 
  hat. Junge und begabte Wissenschaftler haben schon längst ihren Platz im Ausland 
  gefunden. Einige freundlich gesinnte Staaten und strategische Partner dünnen 
  durch diverse Immigrationsprogramme (wahrscheinlich im Geiste der Ukrainehilfe) 
  das übriggebliebene intellektuelle Potential noch zusätzlich aus. Zweifellos 
  gibt es auch einige Erfolge, doch sie liegen alle im humanitären Bereich. Auf 
  dem Gebiet der Grundlagenforschung und der neuen Technologien jedoch gehört 
  die Ukraine weder zu den Ländern, die solche Technologien entwickeln und beherrschen, 
  noch zu jenen, die sie nutzen  sie gehört zu den Ländern, die abseits vom technischen 
  Fortschritt stehen. 
 Die soziale Instabilität führt auch zu negativen demographischen Entwicklungen. 
  Das schwache bzw. noch nicht einmal mehr auf dem Niveau der Sowjetunion existente 
  Sozialsystem hat eine krassen Senkung der durchschnittlichen Lebenserwartung 
  und der Geburtenrate sowie Massenmigrationsbewegungen zur Folge. Ökonomische 
  Faktoren sind hier vorrangig die Ursache, aber auch die Unmöglichkeit, eigene 
  Lebensentwürfe in der Ukraine zu realisieren. Einige Migrationsströme sind auch 
  ethnisch gefärbt (wie z. B. die Auswanderung der ukrainischen Juden oder die 
  Rückkehr der Krimtataren), wurden aber nicht durch Xenophobie ausgelöst. Als 
  besorgniserregende Bilanz der vergangenen 10 Jahre mag die Tatsache gelten, 
  daß ca. 400.000 Frauen im gebärfähigen Alter die Ukraine verlassen haben  sie 
  suchen ihr Glück oder Unglück im Ausland. Im Ergebnis steht die Ukraine vor 
  einem realen Bevölkerungsschwund: verschiedenen Berechnungen zufolge hat sie 
  bis zu zwei Millionen Einwohner verloren. 
 Das Hauptziel der Bildung eines unabhängigen ukrainischen Staates sollte die 
  Förderung der Entwicklung des ukrainischen Ethnos sowie die Unterstützung der 
  nationalen Minderheiten bzw. die Sicherstellung ihrer Rechte sein. In Wirklichkeit 
  jedoch geht ungeachtet der Versicherungen interessierter und nicht allzu kompetenter 
  Funktionäre der Denationalisierungsprozess der Ukrainer und anderer Völker unter 
  Einsatz moderner technischer und medialer Mittel rapide weiter. Man nennt diesen 
  Prozeß oft Russifizierung. Das trifft zu, aber es ist nicht die ganze Wahrheit. 
  Es genügt, einen Gang durch die Straßen zu machen  vielleicht nicht einmal 
  im [fast ausschließlich russischsprachigen, d. Übers.] Sewastopol oder Donezk, 
  sondern in unserer Hauptstadt Kiew. Im 10. Jahr der Unabhängigkeit haben wir 
  eine praktisch ausschließlich russischsprachige Unternehmerschicht (nur ein 
  verschwindender Teil jenes einen Prozents der Bevölkerung, das drei Viertel 
  des Eigentums besitzt, ist ukrainischsprachig), ein russischsprachiges Militär 
  (die Mehrheit des Offizierskorps bedient sich ausschließlich des Russischen), 
  russischsprachige Massenmedien (die meisten TV-Programme laufen auf Russisch 
  oder werden direkt aus Russland gesendet, die ukrainische Regierung hat keine 
  Kontrolle über den strategisch wichtigen ukrainischen Informationsraum) und 
  schließlich eine russischsprachige Staatsgewalt. 
  Ein solcher Zustand kann unmöglich nicht als Sicherheitsrisiko aufgefasst 
  werden. Dabei würde ich einen Prozess, der auf Aneignung einer gepflegten russischen 
  Hochsprache und der russischen Hochkultur hinausläuft, nie als Russifizierung 
  bezeichnen. Etwas ganz anderes aber ist die faktische Dominanz russischer elektronischer 
  und traditioneller Massenmedien in der Ukraine. Russland tut alles, um den bestehenden 
  Status quo nicht nur zu erhalten, sondern ihn nach Möglichkeit auch noch tiefer 
  zu verwurzeln. Als Kern des Konzeptes Projekt Russland wird eben oft die weitestmögliche 
  Verbreitung des Gebrauchs der russischen Sprache und der russischen Massenmedien 
  verstanden, was mit der praktischen Politik der Russischen Föderation übereinstimmt. 
  Sergej Tschernyschow sprach im Rahmen eines Vortrags über Strategien der russischen 
  Identitätsfindung vor dem russischen Sicherheitsrat von einem zukünftigen Russland 
  als transnationaler, weltumfassender Korporation Russland, nicht nur als einem 
  Territorium Russländische Föderation  ein Konzept, das von der banalen These 
  ausgeht, daß man die russische Sprache wiederbeleben sollte; nur so könne man 
  zu einer Konzeption für die nationale Sicherheit Russlands gelangen. 
  Parallel läuft der Prozess der Sowjetisierung und der unendlichen Reproduktion 
  des homo sovieticus praktisch unbemerkt und aus Trägheit weiter. Vor 
  unseren Augen vollzieht sich die Zerstörung der ukrainischen und anderer Sprachen, 
  einschließlich der russischen. Genug, daß es uns nicht gelingt, neue Bereiche 
  des menschlichen Lebens zu versprachlichen (so im Bereich der neuen Technologien) 
   wir verlieren auch die Tuchfühlung mit der alten ukrainischen Sprachwelt. 
  Auf diese Weise sind innerhalb der ukrainischen und russischen Welt und Sprache, 
  in denen wir leben, ganze Zonen von Stummheit, Taubheit und Blindheit entstanden: 
  Es gibt eine ganze Reihe von wichtigen Phänomenen in der modernen Welt, die 
  wir nicht sehen können, oder aber wir finden keine Worte, um über sie zu sprechen. 
  So wird auch die Muttersprache  der letzte Zufluchtsort der Selbstbestimmung 
   allmählich ausgewaschen. Alle ethnischen Gruppen sind von dieser schleichenden 
  Sowjetisierung betroffen, und darüber lagert sich eine Amerikanisierung der 
  niedrigsten Sorte, die von den Massenmedien propagiert wird.. 
  Unmittelbar nach der Erklärung der Unabhängigkeit gab es in der Ukraine keine 
  feststehende Schichtung verschiedener Elitengruppen. Die Struktur der alten 
  sozialistischen Wirtschaft ließ eine Bildung von Eliten und Elitennetzwerken 
  im Rahmen territorialer Einheiten nicht zu. Es handelte sich eher um ein bestimmtes 
  Produktionsprinzip von Elite und um die Bildung überterritorialer Verbindungen. 
  Daher begann in der ersten Etappe nach dem Zusammenbruch der sozialistischen 
  Wirtschaft und nach der Unterbrechung der übernationalen Verbindungen ein harter 
  Kampf auf regionaler Ebene. Kiew war damals noch sehr weit entfernt und schwach. 
  So entstanden etliche territoriale Clans: der Dnipropetrowsker, der Donbas-Clan, 
  der Charkiwer, der Odessaer. Eine ganze Anzahl von Regionen jedoch schaffte 
  es nicht, eigene territoriale Seilschaften herauszubilden. Nun ist dieser Prozess 
  im Großen und Ganzen vollendet. Es gibt zwar einige größere Interessengruppen, 
  aber Kiew, wo wiederum der Dnipropetrowsker Clan und die alte Kiewer Nomenklatura 
  den Ton angeben, hat im Großen und Ganzen alles unter Kontrolle. Heute kann 
  man von einer Konsolidierung der Clans und Oligarchen unter der Oberherrschaft 
  des Präsidenten sprechen. Das schließt natürlich ständige Konflikte zwischen 
  ihnen um die jeweils engste Nähe zum Präsidenten und seiner Administration nicht 
  aus. 
 Ein wesentliches Moment in der Elitenbildung ist der enge Zusammenschluss von 
  Regierung, Bürokratie und angeblich freiem Unternehmertum. In Wirklichkeit ist 
  jeder Unternehmer stark abhängig vom Staat. Die mächtigsten Oligarchen können 
  mit Hilfe des staatlichen Repressionsapparat ihres Eigentums beraubt werden. 
  Wir sprechen hier nicht nur von P. Lasarenko als einem klassischen Beispiel 
  solcher Abhängigkeit. Administrative Repressionen erlebt fast jedes effektive 
  und rentable Unternehmen, das keinen Patron innerhalb des Staatsapparates hat. 
  Somit werden Eigentum und Produktionspotenzial umverteilt und immer stärker 
  monopolisiert. Es ensteht ein absolut perspektivloses Modell des Staatkapitalismus, 
  der sich auf administrative Ressourcen und auf das staatliche Gewaltmonopol 
  stützt. 
 Die Rolle der Oligarchie in einer so differenzierten Gesellschaft wie der ukrainischen 
  kann man wie folgt beschreiben: Momentan ist sie zu einem effektiven Mechanismus 
  geworden, der die Entwicklung von Marktwirtschaft und Bürgergesellschaft bremst 
  und eine Gefahr für die staatliche Existenz der Ukraine darstellt. Deshalb sollte 
  man sie als extrem reaktionäre Gruppe bewerten, die für das langsame, aber stetige 
  Abgleiten der ukrainischen Gesellschaft in den monopolistischen Staatskapitalismus 
  verantwortlich ist. Aus diesem Grund kann man die Handvoll Oligarchen, die der 
  Macht nahestehen, als Stagnarchen bezeichnen, und ihre Regierungsform 
  als Stagnarchie. 
         4. Das nationale Projekt in der langfristigen Perspektive 
         Mehrmals und symptomatisch hat Präsident Kutschma sowohl während seiner ersten 
  als auch während seiner zweiten Amtszeit ein und denselben Satz wiederholt: 
  Was also bauen wir eigentlich auf? Offensichtlich richtet er diese Frage nicht 
  nur an sich selbst, sondern auch an die Gesellschaft. Mit seiner Frage liegt 
  er vollkommen richtig, denn wer weiß in der heutigen Ukraine schon eine Antwort? 
  In der Tat, was bauen wir auf? Die bloße Erklärung der Unabhängigkeit reicht 
  hier überhaupt nicht. Die tagespolitischen Spielchen der Stagnarchenclans, die 
  die aktuelle ukrainische Politik ausmachen, tragen nichts bei zur Öffnung langfristiger 
  Perspektiven, die wir realisieren sollten  ebenso wie die kurzlebigen Pläne 
  der National-Demokraten, die sich auf banalste Schlagworte reduzierten, keinerlei 
  reale Perspektive hatten.
  Um ein Projekt oder einen Plan zu entwickeln, braucht man vor allem die Zielsetzung. 
  Gibt es ein einheitliches Ziel, das von den meisten ukrainischen Bürgern akzeptiert 
  wird? Die mangelnde Konsolidierung dieser Gruppe macht es zweifellos sehr schwer, 
  sich ihre Ziele bewusstzumachen und damit auch die Mittel, mit denen man diese 
  Ziele erreichen kann. Ein mögliches Ziel für die erste Etappe wäre, einen Minimalkonsens 
  in bezug auf allgemeinste Fragen zu erreichen. Aber dieser Konsens muss von 
  allen Teilnehmern des Projektes Ukraine erarbeitet und akzeptiert werden. 
  Wenn man keinen allgemeinnationalen Konsens erreicht, werden in jeder Region 
  eigene Subprojekte Ukraine entstehen, die einander widersprechen werden. Im 
  Moment stehen wir vor einer solchen Situation. Die Machthaber haben gelernt, 
  dies geschickt auszunutzen, sprechen in jeder Region mit der jeweiligen Zeichensprache 
  und verprechen jeder, genau ihr Subprojekt in die Tat umzusetzen. Das verschafft 
  ihnen die Möglichkeit, die Konsolidierung der Bevölkerung verschiedener Regionen 
  zu einem politischen Organismus, zu einer politischen Nation mit einem Ziel 
  und Willen, dieses Ziel zu realisieren, zu verhindern. Und in dieser Situation 
  allgemeiner Fragmentierung können sie umso besser ihre eigenen Probleme lösen. 
         4.1. Die russische Vision des Projektes Ukraine 
           
         Es wäre merkwürdig, wenn Russland kein eigenes Projekt Ukraine hätte. In 
  der ersten Zeit der Wirren nach der Auflösung der Sowjetunion gab es in Russland 
  praktisch überhaupt keine Vorstellung davon, was man mit der Ukraine anfangen 
  sollte. Die Zeit für revanchistische Projekte war noch nicht gekommen, Russland 
  befand sich noch in einem Schockzustand. Mehr noch  Boris Jelzin zeigte der 
  Ukraine gegenüber sogar ein gewisses Wohlwollen, denn es war ja gerade die ukrainische 
  Verselbständigung, die ihm an die Macht verholfen hatte.
  Jedoch schon in der spätjelzinschen Periode des Heraustretens aus dem Demokratisierungsnebel 
  (und nicht einer wirklichen Demokratisierung) kehrte Russland zu revanchistischen 
  Projekten einer Wiederherstellung des Imperiums und neuer Expansionansprüche 
  an die Ukraine zurück. In Russland begann man, ein eigenes Projekt Ukraine 
  zu entwickeln, das natürlich den nationalen Interessen der Russländischen Föderation 
  entsprechen sollte. Russland machte nun eine agressivere Außenwirtschafts und 
  Informationspolitik, die für die Ukraine einen fast vollständigen Verlust ihrer 
  informationell-kulturellen Eigenständigkeit und zum Teil auch wirtschaftlichen 
  Unabhängigkeit zur Folge hatte. Verantwortlich für letztere ist die andauernde 
  Abhängikeit der Ukraine von russischen Energieträgern, die durch die pro-russische 
  Erdöl und Erdgaslobby in der Ukraine und die Russländische Föderation gestützt 
  wird. Das russische Projekt Ukraine muss nicht unbedingt eine primitive Einverleibung 
  der Ukraine durch Russland zum Ziel haben, wie es die russischen imperialen 
  Revanchisten am liebsten sähen. Für Russland gehört die Ukraine zur eigenen 
  Einfluss Interessensphäre. Es versucht, die Ukraine in eine größtmögliche Abhängigkeit 
  von der Russländischen Föderation zu bringen  ob dies nun Wirtschaft, Politik, 
  Sicherheitsfragen oder sogar die ukrainische Identität betrifft. Zu diesem Zweck 
  baut Russland seine Einflussgruppen auf den verschiedensten Niveaus und in den 
  verschiedensten Bereichen auf  von den Massenmedien bis hin zur Wirtschaft. 
  Wenn es nötig erscheint, blockiert es Maßnahmen, die diese Verbindung stören 
  wurden  verwiesen sei auf das Beispiel des Erdölterminals in Odessa. Nicht 
  weniger vielsagend ist das Quasi-Monopol Russlands auf Lieferung von Energieträgern 
  in die Ukraine. 
         4.2. Die amerikanische Vision des Projektes Ukraine 
           
         Gleichzeitig wird allmählich auch das amerikanische Projekt Ukraine in Umrissen 
  sichtbar. Die USA sind eindeutig an der Ukraine interessiert und geben ihr die 
  Rolle einer Pufferzone zwischen der NATO und Russland mit seinen Satelliten. 
  Sie verstehen hervorragend, daß es nicht zuträglich wäre, Russland durch eine 
  Annexion der Ukraine zu stärken. Mehr noch  sie glauben, daß Russland sich 
  nur dann zu einem demokratischen (und daher für die USA berechenbaren und nicht 
  gefährlichen) Staat entwickeln kann, wenn es seine imperialen Ambitionen aufgibt. 
  Wahrscheinlich ist es sinnlos, von einer gemeinsamen westlichen Position zu 
  sprechen. Es gibt aufgrund der Meinungsverschiedenheiten zwischen den USA und 
  der EU, innerhalb der EU und innerhalb der NATO keine gemeinsame Position. Einen 
  möglichen Weg für den Wiederaufbau der Ukraine sehen die USA in enger Kooperation, 
  möglicherweise auch in einer ukrainischen NATO-Mitgliedschaft in ferner Zukunft 
  sowie in einer (vielleicht durch die USA geförderten) Annäherung an die EU. 
  Uber eine EU-Mitgliedschaft spricht man natürlich nicht, aber nach amerikanischer 
  Auffassung sollte man sich in diese Richtung bewegen. Diese Position der USA 
  ist für die Ukraine sehr günstig, und sie sollte dies zur Verwirklichung eines 
  euro-päischen oder euroatlantischen Projekt nutzen. 
 4.3. Die EU-Vision des Projektes Ukraine 
 Man könnte an dieser Stelle allerdings auch von der Nichtexistenz eines EU 
  Projektes Ukraine sprechen. Die EU hat derart viele innere Probleme und Sorgen, 
  die mit dem Erweiterungsprozess verbunden sind, dass sie die ukrainische Frage 
  nahezu übersieht. Freilich verschwindet ein Problem nicht dadurch, dass man 
  die Augen vor ihm verschließt. Erst vor kurzem hat die Suche nach einem Platz 
  für die Ukraine im sogenannten gemeinsamen europäischen Haus begonnen. Es 
  hat sich unzweideutig gezeigt, daß uns kein Platz in der komfortablen EU freigehalten 
  wird, sondern nebenan, oder genauer gesagt zwischen der EU und der Russländischen 
  Föderation. Allen pro-europäischen ukrainischen Anstrengungen zum Trotz hält 
  die EU bis heute an dieser Position unverändert fest. Und sie hat recht  ein 
  staatsmonopolistisches Projekt Ukraine, das im Autoritarismus stagniert, lässt 
  sich nicht ins europäische Haus integrieren. Offen bleibt dabei eine Frage: 
  Darf man  wenn man einmal abstrahiert vom real existierenden Gosudarstwo Ukraina, 
  jenem Parallelrussland oder Kryptorussland, das die Ukraine heute darstellt 
   der Ukraine generell jedwede europäische Perspektive nehmen? Aus diesem Grunde 
  negiert die offizielle Position der EU auch nicht die europäische Zukunft der 
  Ukraine, bindet diese aber an die vorher zu vollendenden zwei Etappen der EU-Erweiterung 
  und an Veränderungen in der Ukraine selbst. 
         4.4. Die Oligarchie-Nomenklatura-Vision des Projektes 
          Gosudarstwo Ukraina  
         Wie schon oben erwähnt, gibt es kein einheitliches Projekt Ukraine, das auf 
  einem allgemeinnationalen Konsensus basiert. Dagegen existieren einige unterschiedliche 
  Vorschläge zum Projekt Ukraine, die nicht nur weit voneinander entfernt sind, 
  sondern sich sogar gegenseitig ausschließen. Das bedeutet aber wiederum nicht, 
  daß keins dieser Projekte realisiert werden könnte. 
 Den realen Zustand in der Ukraine kann man als Vollendung des oligarchisch-nomenklatorischen 
  Projekt Ukraine in der Form des Gosudarstwo Ukraina bezeichnen. Die Stagnarchie 
  hat dieses Projekt realisiert und ist fast vollständig zufrieden damit. Sie 
  hat die Macht behalten, hat darumherum das Staatsmonopol als ein eineitliches 
  politisches Ganzes konsolidiert, hat den Übergang von der Plan zur staatskapitalistischen 
  Wirtschaft überstanden und ist gerade dabei, die Eigentumsumverteilung abzuschließen. 
  Im Prinzip ist sie weder an der Abschaffung des Staatsmonopols noch am Aufbau 
  einer Zivilgesellschaft interessiert, die für sie gefährlich werden könnte. 
  Gleichzeitig hat die Stagnarchie alles getan, um die EU-Perspektive der Ukraine 
  zunichtezumachen, die dem Projekt Gosudarstwo Ukraina ein Ende setzen würde. 
  Die Stagnarchie ist an einer Zivilisierung der Wirtschaftspolitik in der Ukraine 
  nicht interessiert, und entsprechend sollte man offizielle Erklärungen von einer 
  europäischen Wahl der Ukraine auch nicht allzu ernst nehmen. 
  Das einzig beunruhigende Moment für die Stagnarchie ist, dass der Westen einen 
  solchen Stand der Dinge nicht akzeptiert, auch wenn ihr gesunder politischer 
  Zynismus den strategischen Partnern erlaubt, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt 
  die Mängel des Gosudarstwo Ukraina zu übersehen. So unterstützten die USA 
  zeitweise das Projekt Gosudarstwo Ukraine aus politischen, antirussischen 
  und teilweise auch EU-feindlichen Motiven. Für die EU ist dieses Projekt inakzeptabel 
  und unverständlich. Unter den nächsten Nachbarn verzichtet nur Polen, das eigene 
  konkrete geopolitische Interessen in der Ukraine hat, auf eine diplomatische 
  Distanzierung vom Gosudarstwo Ukraina, anders als Tschechien und die Slowakei. 
 Eine ähnliche Teil-Unterstützung genießt das Projekt Gosudarstwo Ukraina 
  von russischer Seite, da es den Weg für die Reintegration Russlands und seiner 
  Satelliten sowie der Ukraine freimacht. Freilich gibt es auch andere Tendenzen, 
  die man nicht übersehen sollte: Ein Teil der ukrainischen Stagnarchen ist an 
  einer Macht und Eigentumsumverteilung zum Vorteil der mächtigeren russischen 
  Oligarchen keinesfalls interessiert und wird daher die Reintegration mit Russland 
  und die Annäherung mit der EU gleichermaßen sabotieren. Einen endgültigen Beschluss 
  hinsichtlich der Entwicklungsrichtung  nach Osten oder nach Westen  kann es 
  im Rahmen des Projektes Gosudarstwo Ukraina nicht geben. Es ist ja gerade 
  das Wesen dieses Projektes, sich in keinerlei Richtung zu bewegen, weil dann 
  die Spielregeln für die Machteliten geändert sowie das Eigentum und folglich 
  auch die Macht umverteilt würden. Das westliche oder das russische Großkapital 
  würde das schwächere Kapital der neuen Russen in der Ukraine vom Erdboden 
  tilgen, ehe diese Zeit hätten, mit der Wimper zu zucken. 
 4.5. Vorschläge zum Projekt Ukraine 
 Trotz allem bleibt die Ukraine ein Problem. Ein Problem für sich selbst, da 
  für die meisten ukrainischen Bürger der Stand der Dinge inakzeptabel ist. Einvernehmliches 
  Schweigen bedeutet jedoch noch kein Einverständnis. Wenn die Gesellschaft sich 
  auch weiterhin nicht verändert, sondern nur am Rande des Überlebens vegetiert, 
  ist sie zum Untergang verurteilt. Es ist also trotz allem nötig, sich wenigstens 
  konzeptülle Gedanken darüber zu machen, was zu tun ist, denn weiterleben kann 
  man auf diese Weise nicht. 
 4.5.1. Das europäische Projekt 
 Eins der attraktivsten Projekte für einen Staat mittlerer Grösse wie die Ukraine 
  könnte das europäische Projekt sein. Unter dem Vorbehalt, dass heute ein Beitritt 
  der Ukraine zur EU unmöglich ist, könnte dieses Projekt darin bestehen, daß 
  die Ukraine alle Lebensbereiche so eng wie möglich an die EU-Standards anpasst. 
  Kürzlich hat die Ukraine ein auf sieben Jahre angelegtes Programm der Integration 
  mit der EU angenommen  es hat eine praktische Anpassung an die EU-Richtlinien 
  im Bereich der Gesetzgebung, der Wirtschaft usw. zum Ziel. Diese Annäherung 
  an die EU soll mit maximal möglicher Unterstützung der USA und längerfristig 
  auch der Bundesrepublik und Polens erfolgen. Der zeitliche Rahmen des Projektes 
  wird durch die Effektivität der EU nach Vollendung der beiden Erweiterungsschübe 
  bestimmt, daneben auch durch die möglichen politischen Konstellationen, die 
  diesen Prozess entweder beschleunigen oder bremsen können. 
 4.5.2. Das Schwarzmeer-Mittelmeer-Projekt
 Eine weitere Entwicklungsrichtung des Projektes Ukraine (vorausgesetzt, daß 
  die Entwicklung des Projektes in Richtung EU blockiert wird und es bei seiner 
  Entwicklung Richtung Russländische Föderation Komplikationen gibt) könnte die 
  Entwicklung der Beziehungen Richtung Schwarzmeer und Mittelmeerregion sein. 
  Die Bildung der GUUAM (ein politisches Bündnis Georgiens, Usbekistans, der Ukraine, 
  Aserbajdschans und Moldowas) kann als Vorspiel für dieses Projekt gelten. Es 
  hat gute wirtschaftliche Perspektiven  vor allem den Transport und die Verarbeitung 
  von Erdöl und Erdgasprodukten aus der kaspisch-kaukasischen Region, eventuell 
  sogar dem Nahen Osten. Allerdings besteht keinerlei Anlass, in diesem Projekt 
  eine Ressource für die Demokratisierung zu vermuten. Die Ukraine ist schon jetzt 
  praktisch Führungsmacht in diesem politisch-wirtschaftlichen Bündnis und könnte 
  auf diese Weise günstige Positionen in der Organisation für Zusammenarbeit im 
  Schwarzmeerraum besetzen. 
 4.5.3. Das russlandzentrische Projekt
 Man sollte das russlandzentrische Projekt nicht vernachlässigen, womit aber 
  nicht das Projekt gemeint ist, das Russland derzeit verfolgt, sondern ein genuin 
  ukrainisches. Die Ukraine könnte versuchen, ihre Beziehungen mit der Russländischen 
  Föderation entsprechend diesem Projekt eigenständig aufzubauen. Unter bestimmten, 
  derzeit nahezu unrealistisch scheinenden Umständen, wenn beide Seiten zu einer 
  wirklichen Verständigung kommen, kann dieses Projekt sehr effektiv sein. Dazu 
  müssen sich aber sowohl Russland, als auch die Ukraine ändern. Zunächst müsste 
  Russland auf sein imperiales Syndrom verzichten und keine taktische, sondern 
  eine langfristige Lösung mit der Ukraine suchen, die auf der Existenz eines 
  befreundeten Staates Ukraine, nicht eines ukrainischen Marionettenregimes beruht. 
  Die Ukraine hingegen, sich von ihrer  nicht unbegründeten  Angst vor dem russischen 
  Imperialismus befreien und aus der stagnarchischen Sackgasse herauskommen, in 
  die sie sich selbst hineinmanövriert hat. 
 4.5.4. Das Pufferstaats-Projekt
 Momentan wird eine Mischung von stagnarchischen und amerikanischen Pufferstaatsprojekten 
  realisiert, die nicht nur in Washington, sondern auch in Kiev, allerdings ohne 
  großen Nachdruck, geplant werden. Die strategische Partnerschaft mit den USA 
  und Russland erlaubt den ukrainischen Stagnarchen ihren Pufferstaat zu realisieren, 
  der sich in keinerlei Richtung bewegt und der sich als gesellschaftlicher Organismus 
  nicht fortentwickelt. Für die USA ist übrigens die politische Ordnung ihres 
  strategischen Partners von untergeordneter Bedeutung; für sie zählen die politischen 
  und militärischen Verpflichtungen und die Treue der Ukraine als politischer 
  Partner. Dies nützt Kiew geschickt aus. Es schmarotzt sozusagen auf seiner geopolitischen 
  Ressource und konserviert auf diese Weise den aktuellen Stand der Dinge. Gleichzeitig 
  kommt Kiew aber auch Russland nicht zu nahe und sichert sich so auch in dieser 
  Richtung ein Stagnationsfeld.
 4.5.5. Das Ostsee-Schwarzmeer-Projekt
 Nahezu unrealistisch bzw. durch die Vereinigung von Russland und Weißrussland 
  sowie die eindeutige pro-EU-Position der baltischen Staaten verunmöglicht erscheint 
  derzeit das Ostsee-Schwarzmeer-Projekt. Gleichermaßen wurde Weißrussland als 
  natürlicher strategischer Partner der Ukraine neutralisiert. Merkwürdigerweise 
  ist dieses Projekt vollkommen aus dem Blickfeld geraten. Stattdessen wird über 
  Polen, das sich in allen Parametern wesentlich stärker von der Ukraine unterscheidet, 
  öfter gesprochen. Trotz der derzeitigen Situation in Weißrussland kann die weißrussische 
  Ressource für die Ukraine durchaus noch von Bedeutung sein. 
 4.5.6. Das zeitgebundene Projekt Ukraine 
 Eine weitere Möglichkeit, die sich eröffnet, ist das Warten auf heranwachsende 
  neue Generationen und auf den Abgang der alten Nomenklatura, deren spezifische 
  Denkweise und Art, Beschlüsse zu fassen, dann von der politischen Bühne verschwinden 
  wird. Die Jugend sollte über eine besser entwickelte staatsmännische und unternehmerische 
  Erfahrung verfügen. Früher oder später ist es unvermeidlich, dass sie ihre Ansprüche 
  auf die Macht erklären wird. Aber  wird eine solche Jugend derzeit herangebildet? 
  Die meisten quälen sich mit den Alltagsproblemen einer stagnierenden Gesellschaft 
  ab. Gleichzeitig haben Nomenklatura und Stagnarchen längst ein System zur Sicherstellung 
  ihrer Nachfolge eingerichtet. Die sowjetische Nomenklatura hat die Oligarchie 
  und die Stagnarchen hervorgebracht, und letztere erziehen wiederum Nachfolger, 
  die am Verlust eigener Positionen und am Aufbau einer Bürgergesellschaft nicht 
  interessiert sind. Dies kann die Entwicklung der Ukraine vollständig blockieren. 
         4.5.7. Das sprachliche Projekt Ukraine / Projekt Ukraine-Sprache 
           
         Dieses Projekt hat unter den Bedingungen des Gosudarstwo Ukraina nicht die 
  geringste Perspektive; trotzdem sollte es erwähnt werden. Die ukrainische Sprache 
  könnte als Konsolidierungselement einer potentiellen ukrainischen politischen 
  Nation eine große Perspektive haben. Aber auch in der unabhängigen Ukraine, 
  in der postkolonialen, faktisch sogar neokolonialen Periode unserer Geschichte 
  ist sie gnadenlosen Repressionen ausgesetzt. Deshalb steht die Gesellschaft 
  vor der Aufgabe, die Identifizierung mit der ukrainischen Sprache und die Ausbildung 
  einer ukrainischen Weltsicht zu fördern. Eine effektive und eigenständige Identität 
  auf Grundlage einer faktischen Zweisprachigkeit der ukrainischen Bevölkerung 
  aufzubauen, ist angesichts des Drucks, der vom russischen neoimperialen Diskurs 
  und von der neorussischen / russischsprachigen Identität ausgeht, unmöglich. 
  Man sollte also in Richtung dieser und vielleicht noch einiger anderer Entwicklungsmöglichkeiten 
  des Projektes Ukraine arbeiten. 
 Für die Unabhängigkeit des neuen Staates Ukraine und für die Realisierung des 
  Projektes Ukraine wurde fast kein Blutstropfen vergossen. Es ist also im direkten 
  Wortsinne unschätzbar [Wortspiel mit ukr. bezcinnyj = ohne-Preis, d. Uebers]. 
  Das Projekt hat keinen Preis, es wurde nichts dafür bezahlt  und deshalb wird 
  es auch nicht angemessen geschätzt. Die Stagnarchie lebt von einem Tag auf den 
  anderen. Den Hauptteil ihres Kapitals hat sie durch all die Jahre der Existenz 
  des Gosudarstwo Ukraina vorsorglich im Ausland deponiert. Sie sind wie die 
  Ratten, die bereit sind, das sinkende Schiff jederzeit zu verlassen. Den verarmten 
  Massen, deren Anteil an der Gesamtgesellschaft ständig steigt, hat das Projekt 
  Gosudarstwo Ukraina fast nichts gegeben, und deshalb bindet auch keine Emotion 
  sie an dieses Projekt. Die sogenannte Mittelschicht hingegen kann sich in einer 
  oligarchischen Nomenklaturgesellschaft erst gar nicht bilden.
         aus dem Ukrainischen Sofia Onufriv 
          
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     20 2001 |