Die Organisation Unabhaengige Kulturzeitschrift “Ï”


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N 13 / 1998 (Ukr.)
NEUE EUROPA. EINHEITLICHKEIT IN VIELFAELTIGKEIT Ï archiv

 

Aloiz Woldan

Lemberg – Modell einer multikulturellen Stadt

Lembergs Multikulturalitaet ergibt sich zunaechst einmal aus der Multinationalitaet dieser Stadt, deren Anfaenge aber nicht genau zu datieren sind: schon bei der Gruendung der Stadt im Jahr 1270 haette Fuerst Lev Danylovych, dessen Name in der lateinisch-griechischen Form “Leo-polis” am besten erhalten ist, verschiedenen Nationalitaeten wie Armeniern, Tataren und Juden, ihren Platz in einer Stadt zugewiesen, die im Lauf ihrer Geschichte vorwiegend tri-national gewesen sei: ruthenisch, deutsch und polnisch; so der Tenor einer der aeltesten Stadtgeschichten von Lemberg, der lateinisch verfassten “Leopolis triplex” des Lemberger Ratsherren und Buergermeister Jozef Bartolomiej Zimorowich (1597-1677) aus dem 17.Jahrhundert, die die Geschichte der Stadt in eine “Leopolis Russica” (1202-1292), “Leopolis Germanica” (1338-1594) und “Leopolis Polonica” (1551-1633) einteilt. Was daran verwundert, ist wohl die Bezeichnung “Leopolis Germanica” fuer das 14., 15. und 16. Jahrhundert, lang bevor die Stadt mit der Ersten Teilung Polens 1772 oesterreichisch und damit in einem gewissen Sinn auch “deutsch” wurde. Fuer Zimorowich ist nicht die politische Zugehoerigkeit zur Polnischen Krone, sondern das Magdeburger Recht und die diversen deutschen Gruendungen entscheidend fuer die deutsche Phase in der Geschichte der Stadt, sein drei-Komponenten-Modell ist also nicht staatspolitisch, sondern kulturhistorisch begruendet, und es entspricht auch nicht unbedingt der ethnischen Zusammensetzung dieser Stadt, denn auch im Spaetmittelalter und in der Renaissance stellten nach den Polen und Ukrainern zweifellos die Juden und nicht die Deutschen die drittgroesste Gruppe der Lemberger Bevoelkerung dar. Es gibt aber keine “Leopolis Judaica” in seiner Darstellung, dafuer aber zahlreiche negative Stereotypen, die dort zum Einsatz kommen, wo von den Juden in seiner sehr detaillierten Chronik die Rede ist: die Juden seien Blutsauer, wuerden dort fett, wo ihre Nachbarn abmagerten, sie seien, von niemandem gezwungen, nur um des Handels willen wie eine Herde gefraessiger Maeuse in das getreidereiche Russland eingedrungen (“Hebraeae hirundines, vicinorum macie pinguescere suetae, nullius impulsu sub specie mercatus in opima granaria Russiae, tamquam greges glirium, irrepserunt...” S.43). Ungeachtet solcher abtraeglichen Klischees hat seine Konzept der Gliederung der Lemberger Geschichte einen grossen Vorteil – es erklaert die kulturelle Vielfalt dieser Stadt aus ihrer Kulturgeschichte und vermeidet damit alle Probleme, die dann entstehen, wenn man Lemberg nach staatlicher Zugehoerigkeit oder auch nach national-sprachlichen Kriterien aufteilen moechte.

Einige der Strassenbezeichnungen in der Lemberger Altstadt verweisen auch heute noch auf das Nebeneinander unterschiedlicher Gruppen auf engstem Raum, innerhalb ein- und derselben Stadtmauern: die “armenische Strasse” (vul.Virmens’ka) mit ihrer einzigartigen Kathedrale, dem Sitz eines armenischen Erzbischofs, die “vul.Rus’ka” (nicht russische, sondern ruthenische, d.h. ukrainische Strasse), die von einer fuer die Ruthenen ebenso wichtigen Kirche, der Himmelfahrtskathedrale (Uspenskij sobor) abgeschlossen wird, die juedische Strasse, in der aelteste und wichtigste Lemberger Synagoge, “Zur golden Rose”, stand. Die Lateinische Kathedrale schliesslich liegt als quasi “uebernationale” Kirche nicht in einer der “nationalen” Strassen, sondern an der nordwestlichen Ecke des Ringplatzes (von poln.”rynek”), der urspruenglich von den Patriziern der Stadt bewohnt wurde, gleich ob sie polnischer, deutscher, griechischer oder sonstiger Abstammung waren. Diese Strassen samt ihren Bauwerken lassen sich wie eine Projektion der komplexen Geschichte Lembergs auf die zweidimensionale Ebene des Stadtplans lesen, als das Modell eines Nebeneinanders, das aufgrund seiner grossen Naehe zwangslaeufig zu einem Miteinander werden musste.

Ein Beispiel dafuer ist die “vul.Rus’ka”, die “Ruthenische Strasse”, in der im Spaetmittelalter der ukrainische Teil der Stadtbevoelkerung lebte, der ungeachtet seiner geringen Zahl ab dem 16. Jahrhundert das geistige Leben der Stadt wesentlich mitpraegte. Die “Lemberger Bruderschaft”, entstanden nach dem Vorbild mittel- und westeuropaeischer Laienbruderschaften, strebte eine Reform des kirchlichen und geistigen Lebens ganz im Sinn der Reformation an; 1585 wird ihr Statut vom griechischen Patriarchen Joachim aus Antiochien bestaetigt, sie ist ab jetzt eine “stauropegische Bruderschaft”, die direkt der griechischen Jurisdiktion untersteht (im “Stauropegischen Institut” – einer Forschungs- und Verlagseinrichtung bestand diese Institution bis ins 20. Jhd.). Ein Jahr spaeter entsteht die beruehmte Bruderschaftsschule, ein Pendant zur schon seit dem Spaetmittelalter bestehenden lateinischen Domschule, die – entsprechend dem sozialen Status der Ruthenen in der Stadt – eine buergerlische Schule ist, in der griechisch und kirchslavisch (schon in ukrainer Praegung) unterrichtet wird, im Unterschied auch zum Kollegium der Jesuiten, das gut zehn Jahre spaeter gegruendet, nur fuer Soehne des Adels offen steht und lateinisch und polnisch lehrt (Dialektik und Rhetorik fanden sich im Lehrplan beider Schulen!). aelter noch als die Schule der Bruderschaft ist deren Druckerei, deren Einrichtung man vom beruehmten Ivan Fedorov, der 1572 aus Moskau hatte fliehen muessen, gekauft hatte. Diese Druckerei war fuer die paedagogische und publizistische Taetigkeit der Bruderschaft ebensowichtig wie fuer das kirchliche Leben – dort wurden Lehrbuecher, Buecher fuer den Gottesdienst, wie auch die ersten Versuche einer shcoengeistigen Schuldichtung gedruckt. So finden wir in der 1591 erschienen, griechisch-kirchenslavischen ’Grammatika Adelphotes’ (Hrammatika dobrohlaholivaho ellinoslavenskaho jazyka) auch die ersten emblematische Verse auf die Stadt Leopolis. Unter den Lehrern der Bruderschaftsschule finden sich Schriftsteller, Gelehrte und Prediger, die ihre Karriere in der Regel erst weiter noerdlich und oestlich, in Wilna, Kyiv und Moskau machen und heute zu den grossen Namen der aelteren ukrainischen Literatur gehoeren: Jurij Rohatynec’, Kyrylo Trankvilion Stavrovec’kyj sowie die Brueder Stepan und Lavrentij Zyzanij. Neben der Schule und der Druckerei errichtet die Lemberger Bruderschaft auch ihre eigene Kirche, die bereits erwaehnte Himmelfahrtskathedrale, auch walachische Kirche genannt, nach deren Stifter, dem moldauischen Wojewoden. Mit dem Bau dieser Kirche betraut man den Tessiner Architekten Paolo Romano, und so ist es kein Wunder, dass das Wahrzeichen der ortodoxen Ruthenen im Stil der italienischen Renaissance ausfiel, der vom Tessiner Architekten vortrefflich an die Beduerfnisse des bysantischen Kirchenbaus wie auch der vorhandenen Fundamente angepasst wurde. Auch der eindrucksfolle Turm, der bis heute die Silhouette von Lemberg praegt und der nach seinem Stifter, einem griechischen Kaufmann aus Kreta, Konstantin Korniakt, benannt ist, beweist, dass sich die ukrainische Orthodoxie in Lemberg ganz und gar nicht scheute, andere als nur byzantische Vorlagen zur Dokumentation ihres Selbstverstaendnisses zu verwenden, wie sie auch in lateinischen Kloestern und juedischen Synagogen zum Einsatz kamen. Und das zu einem Zeitpunkt, da die Ortodoxie in der Westukraine und Weissrussland bereits durch die beruehmte Kirchenunion von Brest 1596, zwei Jahre vor der Fertigstellung der Walachischen Kirche, ernsthaft gefaehrdet war. Wenn auch der damalige orthodoxe Bischof von Lemberg, Balaban, diese Union nicht unterschrieb, und erst sein Nachfolger die Eingliederung des Lemberger Bistums in die roemische Kirche vollzog, so ist es gerade die Stauropegische Bruderschaft, die in spaeteren Jahrhunderten zum Anwalt des griechisch-katholischen Geisteslebens wird und jene Synthese nachvollzieht, die sich in der Architektur der Bruderschaftskirche bereits andeutet, eine kulturhistorische Synthese, die konfessionelle und nationale Grenzen zumindest im Ansatz ueberschreitet.

Auch ein Bauwerk von der “Gegenseite” zeigt Spuren eines solchen grenzueberschreitenden Einfluesses, wie er fuer Lemberg typisch ist – die Jesuitenkirche, zwischen 1610 und 1635 vom Frater der Gesellschaft Jesu, Giacomo Briano, erbaut, ist im grossen und ganzen ein Beispiel fuer den fruehbarocken Jesuitenstil; neuere Forschungen haben ergeben, dass Briano vor allem in der Ornamentik Anleihen bei der byzantinischen Kunst getaetigt hat, die fuer eine Jesuitenkirche absolut untypisch waren und ihm auch Ruegen von seiten seiner Oberen einbrachten. Zieht man dazu noch Brianos Plaene fuer den Neubau der Fuerstenresidenz in Ostrog/Ostrih in Betracht – eine gigantomanische Kontamination von barocker Palast- und byzantinischer Kirchenarchitektur, die schon aufgrund der enormen Kosten nie verwirklicht wurde -, so zeigt sich einmal mehr, wie ein ’Roemer’ waehrend seines Aufenthalts in der Westukraine sich fuer das Byzantinisch-Slawische begeistern konnte. Die Eingangsfassade der Boim-Begraebniskapelle (1609-1617) unmittelbar neben der latainischen Kathedrale, deren ueppige Plastiken in Raengen nach dem Vorbild der Ikonostase angeordnet sind, waere ein weiterer Hinweis darauf, dass sich im Bereich der Kunst das Nebeneinander viel leichter zu einem Ineinander verwandelte, als im Bereich des Sozialen, Konfessionellen und Nationalen. Dafuer moechte ich ein Beispiel aus der Literatur anfuehren, die Petition der Ruthenen in L’viv an den polnischen Koenig Sigismund III. Waza aus dem Jahr 1609 unter dem Titel “Ljament albo mova do korolja jeho mylosty” in der sich die ukrainischen Handwerker beklagen, dass sie von ihren polnischen Kollegen aus den Zuenften verdraengt wuerden, weil sie anderen Glaubens, also weder katholisch noch griechisch-katholisch, seien. Die Identitaet von Konfession und Nationalitaet, von polnisch und katholisch bzw. ukrainisch und orthodox bzw. spaeter uniert, wird hier ein erstes Mal zum ideologischen Argument umgemuenzt, wenn auch die Sprache dieses Textes in einem Ukrainisch geschrieben ist, das zahlreiche Einfluesse von der “Gegenseite” -Polonismen wie auch Latinismen aufweist.

An den Jezuitenkirche erinnert eine Tafel an den Aufenthalt des beruehmten polnischen Predigers und barocken Autors. Piotr Skarga, in Lemberg – er war einer Vaeter der Kirchenunion von Brest, und damit ein Erzfeind in den Augen der Lemberger Bruderschaft, dessen Angriffe von ukrainischer Seite unter Zuhilfenahme derselben barocken Rhetorik in diversen apologetischen Schriften zurueckgewiesen wurden – beide Seiten waeren in Lemberg nur wenige hundert Meter voneinander entfernt gewesen – die raeumlische Naehe hat in diesem Fall nicht zu einer Konvergenz der Gegensaetze gefuehrt. Am ehemaligen Jesuitenkolleg haengt seit kurzem auch eine Tafel, die nicht etwa daran erinnert, dass sich hier dieses Kolleg befunden hat, auf dessen Grundlage sraeter die zweite Universitaet im Osten entstand, die Jan Kazimierz Akademie aus dem Jahr 1661, sondern dass in diesem Kolleg auch Bohdan Chmel’nyc’kyj erzogen wurde, der legendaere Kosakenfuehren und Begruender des ersten ukrainischen Staates. Chmel’nyc’kyj wurde, wie uebrigens der spaetere polnische Koenig und Tuerkenheld Jan Sobieski, auf Schloss Olesko nicht weit von Lemberg geboren, wo Chmel’nyc’kys Vater im Dienst des Schlossherren stand, und es verwundert nicht, dass ihn sein Vater zu den Jezuiten schickte, deren Erziehung die beste Vorbereitung fuer eine Karriere im polnisch-litauschen Staat auch fuer einen ukrainischen Edelmann war. Im Unterschied zu seinem Vater und vielen anderen Ukrainern hat der junge Chmel’nyc’kyj aber die im beruehmten Dictum “gente ruthenus-natione polonus” enthaltene Spannung nicht akzeptiert – er ist nicht nur geborener Ukrainer, er will auch einer ukrainischen Staatsnation angehoeren, die er erst schaffen muss – in den beruehmten Kosakenkriegen von 1648, und die er wenige Jahre spaeter im Vertrag von Perejaslavl’ an den oestlichen Nachbarn, den russischen Zaren błndet, weil er diesem offenbar mehr vertraute als dem von Kindheit an bekannten polnischen Nachbarn, unter dessen Fittichen er gross geworden war. Ob das Jesuitenkolleg in Lemberg fuer diese spaetere Entscheidung die Weichen gestellt hat? Sicher hat der zukuenftige Staatsmann Chmel’nyc’kyj von dort einiges an sprachlichen Kenntnissen und diplomatischen Umgangsformen mitgebracht.

Im Jahr 1648 steht Chmel’nyc’kyj mit einem grossen Heer von Kosaken und verbuendeten Tataren vor den Mauern Lembergs, er hat die Umgebung verwuestet, die Vorstaedte niedergebrannt und fordert die Stadt, eines der maechtigsten Bollwerke im Osten der Rzecz Pospolita, zur Kapitulation auf – der Senat der Stadt erreicht nach zaehen Verhandlungen, dass die Belagerer gegen ein grosses Loesegeld abziehen. Diese Belagerung, eine von vielen, die die Stadt im 17. Jhd. aushalten musste, hat auch ein deutliches literarisches Echo hinterlassen. Der bereits eingangs erwaehnte Buergermeister Zimorowic ist in der polnischen Literatur nicht fuer seine historischen Werke bekannt, sondern fuer seine auf polnisch geschriebenen Idyllen, die ’Neuen ruthenischen Idyllen...’ (“Sielanki nowe ruskie...” 1663), in denen er das antike Arkadien in der naechsten Umgebung von Lemberg verwirklicht sieht, auf seinem Landgut unweit der Stadtmauern. Unter den siebzehn Genreszenen dieses Zyklus finden sich zwei, die die Belagerung der Stadt durch die Kosaken schildern, und die damit die Gattung der Idylle sprengen – Nr.15 (“Kozaczyna”) und 16 (“Burda Ruska”) sind Anti-Idyllen, voll von Mord, Blut- und Gewalttaten, die die Einheiten des Hetman, der uebrigens nie beim Namen genannt wird, verueben. Dabei wird allerdings – und das scheint mir beachtenswert – zwischen den “eigenen” Ukrainern in der Stadt und den feindlichen Ukrainern draussen unterscheiden, wenngleich beide Gruppen Brueder im selben Glauben sind: so metzeln die Kozaken auch diejenigen griechisch-katholischen Ukrainer hin, die in der Georgskathedrale Zuflucht gesucht hatten, sodass, wie der Erzaehler folgert, ’fast die Haelfte der Ukrainer umgekommen ist, ...nicht vom polnischen Saebel, sondern von den eigenen Verbrechern’ (Juz to Rusi zginela niemal polowica, ... Nie tak od szabli Polskiej, jako od swoich zbojcow Nr.15, vv. 431, 433). Aber auch die polnischen Patrizier haben Grund zur Klage gegen die eigene Seite: keine wesentliche Hilfe und schon gar kein Entsatz wurde von seiten des polnischen Staates geleistet, dem Lemberg immer treu geblieben ist (nach dem Wappenspruch “semper fidelis”). Die Bedeutung des Begriffes “eigen” wird hier verschoben – von der nationalen und staatlichen Zugehoerigkeit auf die Verwurzelung in einer urbanen Kommunitaet. Die Polen, Ukrainer, Armenier, Juden u.a. sind primaer Buerger der Stadt Leopolis, und erst dann Angehoerige einer groesseren nationalen Gruppe, deren polłtische Ambitionen sie nicht unbedingt teilen muessen. Die Identitaet der Stadtbewohner scheint – zumindest aus literarischer Sicht – sowohl eine regionale wie auch eine multinationale zu sein. Das Modell des “kleinen” bzw. “privaten Vaterlands”, das sich in der polnischen Publizistik der letzten Jahre immer wieder findet und gerade dann aktuell wird, wenn die “groesseren, offiziellen” Vaterlaender versagen, scheint auch dann auf Lemberg zuzutreffen, wenn diese Stadt in Bedraengnis ist.

Gut hundert Jahre nach den Belagerungen durch Kosaken, Tuerken und Schweden faellt die Stadt und mit ihr ganz Rotrussland 1772 an das Kaiserreich oesterreich – ohne spektakulaere Belagerung, sondern durch eine friedliche uebergabe der Stadtschluessel an den oesterreichischen General Hadik, der mit einem nicht sehr grossen Corps ganz West- und Ostgalizien fuer oesterreich in Besitz nimmt. Hatte sich das ruthenische L’viv unter dem Paradigma der Reformation, das polnische Lwow unter dem der Renaissance und des Barock praesentiert, so steht das oesterreichische Lemberg zunaechst ganz im Zeichen der Aufklaerung. Betrachtet man die Produktion der spaeteren k.k. Staatsdruckerei Piller, so finden sich darunter bezeichnende Titel: die alljaehrlich erstellten Schematismen, Almanache und Kalender fuer das Koenigreich Galizien und Lodomerien geben ein getreues Abbild der josephischen Verwaltung, die “Lesebuecher fuer die Schueler der deutschen Normal- und Hauptschulen” atmen den Geist des von Maria Theresia reformierten Schulwesens, waehrend die Schriften von Ernst Traugott Kortum ueber die Freimaurer eine andere Seite des oesterreichischen Einfluesses nach Galizien im Stil der Zeit bezeugen.

Fuer eine Modernizierung und Europaeisierung des geistigen Lebens in Lemberg spricht auch die Gruendung der ersten Zeitung in der Ukraine, der franzoesischen “Gazette de Leopol” (1776), die Neubegruendung der Lemberger Universitaet (1784) sowie die Gruendung des ebenso wie die Universitaet deutschen Theaters (1785). Die aufgeklaerten oesterreichischen Kaiser sind auch um das seelische Wohl ihrer neuen Untertanen besorgt – Joseph II gruendet 1784 in Lemberg das griechisch-katholische Generalseminar (nach der Schliessung des Barbareums in Wien) und Franz I errichtet 1808 die Mĺtropolie von Halyc wieder – als Sitz des griechisch-katholischen Metropoliten in Lemberg. Trotz verschiedener Germanisierungsversuche war das oesterreichische Lemberg ganz und gar keine deutsche Stadt – in der Verwaltung war Latein bis in die Mitte des 19. Jhds. ebenso gebraeuchlich wie Deutsch, an der Universitaet ging die Zahl der Hoerer dort drastisch zurueck, wo nur deutsch gelesen wurde, und fuer die griechisch-katholischen Kleriker musste das sog. “Studium Ruthenum” eingerichtet werden (1787), in dem die kuenftigen Geistlischen Vorlesungen auf Ruthenisch bekamen, weil sie zuwenig Latein verstanden. Dazu kam, dass die Stuetzen der deutschen Verwaltung in Galizien vielfach germanisierte Tschechen waren, die nur um einer besseren Karriere willen bereit waren in dieses “Baerenland” zu gehen – sie waren bei der polnischen wie bei der ruthenischen Bevoelkerung gleich wenig beliebt und wurden spaeter zum bevorzugten Gegenstand der literarischen Satire. Echte Deutsch-oesterreicher, wie etwa ein Deutscher vom Main im oesterreichischen Dienst, Johann Lamm, oder der oesterreichische Beamte Vinzenz Pohl polonizieren sich in zweiter Generation – Jan Lam und Vincenty Pol jun. werden ungeachtet ihrer deutschen Schulbildung polnische Dichter und Patrioten. Die Mehrsprachigkeit des oesterreichischen Kronlandes Galizien und dessen Hauptstadt laesst sich einmal mehr an einer literarischen Gattung zeigen, der barocken Panegyrik, die ungeachtet der neuen Stroemungen ein ganzes Jahrhundert lang fortdauert: vor allem aber das Hinscheiden der oesterreichischen Monarchen wird auf Deutsch und Latein ebenso beklagt wie auf Polnisch und Ruthenisch – wobei letzteres ein sehr kirchenslavisch durchsetztes Gemisch darstellt, weil es als moderne Schriftsprache noch nicht kodifiziert ist. Die oesterreichische Phase im Lemberg bringt zwar eine neue ideologische Komponente in die multinationale Synthese ein, die sich aber nicht unbedingt deutsch manifestieren muss und die auch die vorhanden Traditionen nicht ausser Kraft setzen kann.

Dem aufgeklaerten deutschen Geist sind die Zustaende in Galizien kurz vor 1800 aeusserst suspekt. Als Beispiel sei auf Franz Kratters “Briefe ueber den itzigen Zustand von Galizien” (2 Baende, Leipzig 1786) verwiesen, den ersten ausfuehrlichen Bericht ueber dieses seltsame Land, der mit einer Kritik an der Lemberger Universitaet beginnt. Vor allem an der theologischen Fakultaet ortet der Nuernberger Kaufmannsohn bei den Professoren mangelnde Lateinkenntnisse, fehlende philosophische Bildung und Anbiederung an die lokalen Autoritaeten (Nr.3). Aber auch an der philosophischen Fakultaet gibt es fuer ihn diverse Fehlbesetzungen und laesst man moderne Sprachen, wie etwa Englisch, nicht zu. Das Theater ist zwar deutsch, ansonsten aber von der Qualitaet der Darbietung so erbaermlich, dass es der Berichterstatter nicht laenger als bis zum zweiten Akt ausgehalten hat (Nr. 12). aehnlich faellt seine Beurteilung des “Weichbildes” der Stadt Lemberg aus: auf den ersten Blick ist diese Stadt schoen und ihre Bauten praechtig – schaut man aber naeher hin, so liegt ueberall Schmutz und Unrat, broeckelt diese und jene Fassade und finden sich Bettler und Krueppel ueberall. Besonders krass ist die Diskrepanz zwischen Schein und Sein aber im Bereich der Moral, wo gerade die Schicht, die fuer das Wohlergehen des Gemeinwesens zustaendig waere, die Beamten, ein besonders liederliches und ausschweifendes Leben fuehren. Ein besonderer Dorn im Augen sind Kratter, wie auch dem Chevalier Alphons Traunpaur, der ein Jahr spaeter, 1787 in Wien anonym “Dreyssig Briefe ueber Galizien oder Beoachtungen eines unpartheyischen Mannes...” herausgab, der katholische Klerus und der polnische Adel. Die Weltprister und Moenche sind hoffnungslos dem Suff verfallen, der Adel wiederum unterdrueckt mit barbarischer Willkuer die ihm unterstellten Bauern. Aus der Sicht des aufgeklaerten Bewusstseins stellen sich Galizien und seine Hauptstadt dem westeuropaeischen Beoachter als das Produkt einer seltsamen Rueckstaendigkeit und Befangenheit in bodenstaendigen Traditionen dar, die zum Teil exotisch und interessant, zum groesseren Teil aber amoralisch und verwerflich erscheinen; Ansaetze einer modernen Zivilisation sind gegeben, stecken aber noch in den Kinderschuhen und eroeffnen dem zivilizatorischen Auftrag des Westens ein weites Feld der Betaetigung. Das Modell der westeuropaeischen Zivilisation bzw. eines aufgeklaerten Staates kann, wenn es an die galizischen Verhaeltnisse gelegt wird, nur Diskrepanzen und Defizite erbringen. Das Nebeneinander von unterschiedlichen Nationalitaeten und Kulturen wird zwar wahrgenommen – Kratter geht kurz auf die “Russniaken”, Armenier und Karaimen als von den Polen unterschiedliche Nationalitaeten und ausfuehrlich auf die Juden ein-, es ist aber nicht wesentlich fuer den Charakter der Stadt Lemberg, deren Institutionen isoliert von ihrer ethnisch-kulturellen Genese betrachtet werden.

Ein solches einseitiges Modell, das die Lemberger kulturelle Symbiose rein synchron betrachtet und an westeuropaeischen Auffassung von Fortschritt und Zivilisation misst, finden wir auch noch hundert Jahre spaeter in Karl Emil Franzos Konzeption von “Halb-Asien”. Franzos, Sohn eines juedischen Artztes aus Czortkow, bestens vertraut mit der juedischen, ruthenischen und polnischen Kultur und auch Sprache seiner Umgebung, greift einmal mehr auf die Ideale der deutschen Aufklaerung zurueck, um jenen Massstab zu gewinnen, der fuer Galizien, die Bukowyna und Kleinrussland so unguenstig ausfaellt. 1875 faehrt Franzos mit der Nordbahn von Wien nach Czernowitz, zur Gruendungsfeier der juensten Universitaet der Monarchie; dabei liefert er Beschreibungen der Bahnhoefe unterwegs, die typisch sind fuer seine Sicht der jeweiligen Staedte. So die Schilderung des Bahnhofsrestaurants in Lemberg:

Da sitzen Bojaren aus der Moldau mit schwarzen verschmitzten Gesichtern, schweren Goldringen und Uhrbehaengen und mit ungewaschenen Haenden. Da sitzen feine, glatte, elegant gekleidete Herren, die drei Brote nehmen und eines ansagen und dann vielleicht einen Gulden Trinkgeld geben. Da sind herrliche, dunkelaeugige Frauen in schweren Seidenkleidern und schmutzigen Unterroecken. Dazwischen zivilisierte Reisende aus Deutschland und England, emanzipierte polnische Juden, die gern juedische Polen sein moechten und in der Speisekarte vor allem nach dem Schweinebraten suchen; langbaertige ruthenische Popen in fettglaenzenden Kaftanen, elegante Husaren-Offiziere, abgebluehte Cocotten, die nach Bukarest oder Jassy gehen, um dort ihr Glueck zu machen.

Auch hier ist das multinationale Nebeneinander ueberlagert von der Diskrepanz zwischen Schein und Sein, die typisch ist fuer Franzos’ “Halbasien” – unter einer eilig uebergestuelpten europaeischen Zivilization kommen die bodenstaendigen asiatischen, d.h. barbarischen Eigenschaften zum Vorschein. Ganz anders hingegen seine Sicht von Czernowitz, der Endstation der Reise, wo “der deutsche Geist, dieser guetigste und maechtigste Zauberer unter der Sonne, er – und er allein! – dies bluehende Stuecklein Europa mitten in die halbasiatische Kulturwueste hingestellt hat”.

Das oesterreichische Lemberg hat um 1900 eine neue Bluete dieser Stadt gebracht, die sich einmal mehr in der Architektur abzeichnet – und damit bis heute greifbar ist. Unter dem Einfluss Wiens – der Technischen Hochschule aus Ausbildungsstaette ebenso wie prominenter Wiener Bauten als Vorbilder – gelingt in der Architektur eine Synthese regionaler und nationaler Elemente mit ueberregionalen und internationalen, die an die Zeit der Renaissance und des Barock erinnert, wobei die jeweilige Bauwerke wiederum das Selbstverstaendnis einzelner Gruppen zum Ausdruck bringen.

Auch das Neue Stadttheater (1897-1900), heute die Lemberger Oper, vereint als uebernationaler Musentempel Zuege dreier Kulturen: im Ringstrassenstil dem Wiener Burgtheater nachempfunden, steht es fuer die oesterreichische Theater- und Musiktheatertradition; von einem Polen, Zygmynt Gorgolewski, erbaut und von polnischen Kuenstlern mit Plastiken und Fresken geschmueckt, bleibt es in seiner Topik dennoch klassisch und allgemein und ist nicht der polnischen neoromantischen Wiedergeburt verpflichtet; in einem der Medaillons an der Decke des Foyers finden sich – als Pendant zu den polnischen Bauern von gegenueber – auch ein paar Huzulen – dieser bescheidene Rueckgriff auf die Folklore bezieht also auch deren ukrainische Spielart ein. Es gab in Lemberg gut hundert Jahre lang ein deutsches und ein polnisches Theater, es gab gegen Ende des 19. Jhds auch eine juedisches, es gab aber kein ukrainisches, zumindest nicht als Institution. Es gab jedoch Plaene fuer ein ukrainisches Theater, die hochinteressant sind – zeigen sie doch ein Schauspielhaus in der Form eines Gotteshauses, einer ins Gigantische aufgeblaehten Holzkirche aus den Karpaten mit den typischen drei Kuppeln ueber dem Langhaus. Dieses Projekt haette dem polnischen Sprechtheater und dem oesterreichischen Musiktheater ein ruthenisches Pendant zumindest im Bereich des aeusseren Erscheinungsbildes entgegensetzen sollen, zu einem Zeitpunkt, da es noch kaum ein ukrainisches Repertoire gab – es zeigt aber auch, dass dort, wo der uebernationale Einfluss Wiens fehlte, die nationale Tradition verabsolutiert wurde.

Nicht so in einem anderen Gebaeude, das ebenso das neu erwachte ukrainische Selbstverstaendnis unter Rueckgriff auf die eigene Folklore demonstrieren sollte – dem Gebaeude der Versicherungs- und Kreditanstalt “Dnister”, das 1905 in eben jener “ruthenischen Strasse” errichtet wurde, wo von alters her die Lemberger Ukrainer siedelten. Die Plaene dazu stammen vom ukrainischen Architekten Ivan Levyns’kyj, der in Wien studiert hatte und es wie kein zweiter verstand, Versatzstuecke der Wiener Architektur – sei des Ringstrassenstils wie auch des Jugendstils – mit den regionalen und nationalen Trends zu kombinieren. Und so entstand aus einem ersten Entwurf im Stil der Neo-Renaissance, der den Auftraggebern, die ja auf den kleinen ukrainischen Bauern und Handwerker als Kunden abzielten, nicht entsprach, ein synkretistischer Bau, der zum einen deutlische Anleihen bei der profanen Holzarchitektur der Ostkarpaten nimmt, zum anderen diese Entlehnungen mit Mitteln der Wiener Sezession ausfuehrt: die bestickten ukrainischen Handtuecher, die sich als Dekorelemente unter den Fenstern der Hauptfassade finden, sind aus glasierten Kacheln, ganz in Stil Otto Wagners, gefertigt. Ein Detail unter anderen, aber typisch fuer Lemberg; in Krakau, wo man im sog. Zakopane-Stil natuerlich auch auf die baeuerliche Architektur der regionalen Bergwelt zurueckgegriffen hat, kam man ohne Anleihen beim architektonischen Formenschatz der Hauptstadt aus.

Im Zweiten Weltkrieg ging die alte Leopolis triplex entgueltig unter, das sowjetische L’vov unternahnem es in den Jahren danach tunlichst, die Straenge der Tradition zu kappen und die Bruecken zur Vergangenheit abzubrechen.

Seit jener Zeit beginnt aber die literarische Rekonstruction des alten, multinationalen Lembergs, die sich einmal mehr bestimmter modellhafter Vorstellungen bedient, um die Vielfalt zu lokalisieren – ich darf dafuer noch drei Beispiele anfuehren. Schon im Jahr 1946 schreibt der polnisch-juedische Autor Jozef Wittlin in seinem New Yorker Exil ein Buch, das mit “Moj Lwow – Mein Lemberg” betitelt ist, obwohl er in dieser Stadt nicht geboren ist und auch nur ein paar Jahre nach dem Ersten Weltkrieg dort verbracht hat. Lemberg ist fuer Wittlin der Ort der multikulturalen Synthese schlechthin – und dafuer spricht einmal mehr die Architektur: “Schon die Lemberger Architektur bildet eine Synthese – die deutsche Gotik, die italienesche Renaissance, das polnische und das oesterreichische Barock bilden hier eine Einheit, und das ist der Grund fuer die Schoenheit dieser Stadt” (1975 bzw. 1991, S.13). Lemberg hat aber – als Ort des literarischen Gedaechtnisses – synthetische Qualitaeten auch in einer anderer Hinsicht – es vermag Gestalten aus unterschiedlichen historischen Epochen in einem ueberzeitlichen “jetzt” zu vereinen. So beschliesst Wittlin sein Buch mit einem imaginaeren Corso, in dem die Lebenden Hand in Hand mit den Toten spazieren – Franz Xaver Mozart und Leopold v. Sacher-Masoch sen. aus der ersten Haelfte d.19. Jhds, die polnischen und ukrainischen Kaempfer aus dem Jahr 1918, die Mitglieder des juedischen Fussballverbands aus der Zwischenkriegszeit. Lemberg wird – in einer solcher Rekonstruktion – zum Chronotopos im Sinne Bachtins, zu einem Ort, an dem spezifische Zeitverhaeltnisse gelten.

1987 veroeffentlicht Andrzej Kusniewicz, einer der fuehrenden polnischen Autoren der sog. “Galizischen Stroemung”, seinen letzten Roman unter dem Titel “Nawrocenie”, was sowohl eine Um- und Rueckkehr wie auch eine Bekehrung im religioesen Sinn bedeuten kann. Es geht um eine Umkehr im zeitlichen Sinn aus der Situation des in der Gegenwart entfremdeten Erzaehlers in jenes “Einst”, das zeitlich und raeumlich in “Der Stadt” lokalisiert ist, in deren Beschreibung man unschwer Lemberg erkennt, das polnische Lwow der Zwischenkriegszeit, das allerdings nie beim Namen genannt wird. Diese Rueckkehr als Leistung des erinnernden Gedaechtnisses bedarf allerdings, soll sie gelingen, eines Ortes, an den bestimmte Vorfaelle gebunden sind. So kommt Kusniewicz’ Erzaehler immer wieder an den Lemberger Ringplatz zurueck, an dessen vier Seiten er unterschiedliche nationale und politische Gruppierungen ansiedelt: Polen, Juden und Ukrainer, Konservative, Nationale und Sozialisten, die – gerade noch – mit einander auskommen, bevor sie sich mit Beginn des Zweiten Weltkriegs gegeneinander stellen werden. Alles, was fuer den Verlauf der Erzaehlung, die regressive Entwicklung dieses Erinnerungsmonologs von Bedeutung ist, ist um den Ringplatz angesiedelt, der damit zum raeumlichen Modell einer geschlossenen Welt wird, was an archaische Vorstellungen vom Weltquadrat bis hin zu Heideggers “Geviert” denken laesst. Als Rueckkehr in eine bessere Zeit – wenn auch nicht konfliktfreien – Miteinanders von Polen, Ukrainern und Juden vor dem Holokaust ist diese Reise in der Erinnerung zugleich auch Bekehrung und Bekenntnis zum multinationalen Lemberg.

Nach der grossen Wende von 1989, die 1991 zum Entstehen einer neuen Ukraine fuehrte, hat auch die junge ukrainische Literatur auf das alte Lemberg zurueckgegriffen. Jurij Andruchovycz, 1960 in Ivano-Frankivsk, ehemals Stanislau, geborĺn und heute einer der wichtigsten jungen Autoren, stellt sich bewusst in die Tradition der Dichtung ueber Lemberg, auch wenn diese heute in ukrainischer Sprache geschrieben wird. Die “Spurensuche”, die er vor allem in seinen lyrischen Texten unternimmt, bringt gesunkenes Kulturgut zutage – Fragmente anderer Zeiten und anderen Kulturen, die aber in L’viv nicht nur im Museum, sondern im postsowjetischen Alltag zu finden sind. Und dementsprechend wird auch in der Dichtung mit ihnen umgegangen: nicht die ehrfuerchtige Betrachtung, sondern der spoettisch-wehmuetige Blick erlaubt, solche Fragmente als Versatzstuecke einer postmodernen Poetik ins eigene Selbstverstaendnis zu integrieren und neu zu interpretieren: das Portraet auf dem Sarg einer deutschen Buergersfrau aus dem Spaetmittelalter wird Gegenstand einer neuen Liebeserklaerung, eine oesterreichische Nonne aus dem 18. Jhd. zum ersehnten Pŕrtner eines Telefongespraechs und die “Kuechen und Hinterhoefe des Jugendstils” sind der Ort, an dem die spaeten und zufaelligen Erben des alten Lemberg Naechte bei Wein und Zigaretten verbringen. Synkretismus wird zum Bekenntnis fuer einen Pluralismus, der fuer den jungen ukrainischen Staat bei seiner Loesung aus traditionellen Abhaengigkeitsverhaeltnissen eine neue, politische Dimension gewinnt.